Rezension

Fesselnd von Anfang bis Ende

Der böse Mann: Thriller -

Der böse Mann: Thriller
von Catherine Shepherd

Bewertet mit 5 Sternen

Laura Kern ermittelt: „Der böse Mann“ von Catherine Shepherd hat wieder viel zu bieten und kann unabhängig von den Vorgängerbänden gelesen werden, da jeder Fall in sich abgeschlossen ist. Ich finde es sehr angenehm, wenn man – auch wenn es eine Reihe ist – sich nicht akribisch ab Band 1 durchlesen muss, um dem Geschehen gut folgen zu können. Um es trotzdem zu tun. Ganz einfach – weil es sich lohnt.  

Zum Vorstellungsgespräch am Flughafen ist sie unterwegs. Plötzlich streikt ihr Auto, sie bleibt mitten in der Pampa stehen. Was tun? Zufällig fährt ein Taxi hier entlang, sie atmet auf und der sehr nette Taxifahrer hilft ihr zunächst, ihr Auto am Straßenrand abzustellen und bietet sich dann an, sie zu ihrem Termin zu fahren. So wird sie doch noch rechtzeitig da sein, diese von ihr so sehr ersehnte Stelle ist in greifbarer Nähe. Alles nochmal gut gegangen – meint sie.

Am Ufer des Tegeler Sees wird eine Leiche gefunden, gefesselt an Händen und Füßen. Tief in ihren Hals eingegraben ein Stacheldraht mit Zahlenschloss und einem ganz bestimmten Code. In der Hosentasche findet sich ein Stück Papier: „Ich bin die Zweite“ steht da in rosaroter Schrift. Wer ist dann die Erste? Und wie viele folgen nach? Schnell wird klar, dass hier ein Serienkiller am Werk ist. Wer ist diese tote Frau? Blond, attraktiv, etwa Ende dreißig. Keine Vermisstenanzeige deutet auf sie hin – hat sie keine Angehörigen? Nummer ein sollte schnellstens gefunden werden, weitere Morde müssen tunlichst verhindert werden.

Verdächtige gibt es bald so einige und ein jeder von denen könnte es gewesen sein. Der Vermieter, der Tätowierer, die Typen der Umzugsfirma. Allesamt undurchsichtig, zwielichtig, sehr dubios.

Wieder (wie schon fünf Fälle zuvor) bin ich mit Laura Kern vom LKA an einem Tatort, an ihrer Seite Max. Die beiden kennen sich sehr gut, können sich aufeinander verlassen, sind ein eingespieltes Team. Als wertvolle Stütze erweist sich Simon, der mit seinem exzellenten IT-Wissen so manch mühsame Kleinarbeit erledigt und komplizierte, langwierige Sucharbeit im Nu meistert. Zwischen dieser ganzen akribischen Ermittlungsarbeit blitzen immer mal wieder private Momente durch, diese Dosis Privatleben bietet die richtige Würze zwischen all den Grausamkeiten.

Nicht umsonst ist Catherine Shepherd seit ihrem „Puzzlemörder von Zons“, den ich verschlungen habe, eine der beliebtesten Thriller-Autorinnen hierzulande. Mit Laura Kern hat sie eine liebenswerte Ermittlerin geschaffen, die nie abgehoben daherkommt. Taylor Field, ihr Freund und ebenfalls Polizist, ist ihr privater Ausgleich, ihr Ruhepol. Meistens zumindest.

Ein Wettlauf gegen die Zeit ist längst im Gange, es werden weitere Frauen gefunden, alle nach dem gleichen Muster gefoltert, stranguliert, getötet. Er narrt sie alle, lacht sie aus. Meint, unverwundbar zu sein. Keiner kommt ihm jemals auf die Schliche! Er holt sich das, was ihm vermeintlich zusteht!

Ich bange mit, hoffe, dass alles gut geht, nicht noch mehr Leichen gefunden werden und der „böse Mann“ dingfest gemacht werden kann. Als Leser weiß ich immer ein Stück mehr als die Ermittler, trotzdem oder gerade deshalb ist es umso spannender und sehr nervenaufreibend, schlüpft doch der Täter immer wieder durch, lässt sich nicht so richtig fassen, ist nicht greifbar. Bis Laura eine Botschaft endlich zuordnen kann. „Fahr zur Hölle, Monster!“

Diesen mittlerweile sechsten Fall um Laura Kern habe ich in einem Stück gelesen, wieder mal eine Nachtschicht eingelegt. Es musste einfach sein. „Der böse Mann“ ist ausgelesen, es hat sich wieder sowas von gelohnt und schon fiebere ich Lauras nächster Mördersuche entgegen, die hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lässt.