Rezension

Ganz nett gemachter Jugendthriller, jedoch auch flach und vorhersehbar

Raum 213 - Harmlose Hölle - Amy Crossing

Raum 213 - Harmlose Hölle
von Amy Crossing

Bewertet mit 4 Sternen

"Harmlose Hölle", der Auftakt der "Raum 213"-Reihe stand schon eine ganze Weile auf meiner Wunschliste, jedoch wollte ich mit dem Kauf noch warten, da ich mir bei dem Buch trotz der interessanten Kurzbeschreibung nie so ganz sicher war. Nachdem ich einige Rezensionen dazu nun gelesen habe und diese das Buch fast allesamt recht nett, aber nicht als großen Knaller empfunden haben, wurde ich umso neugieriger und wollte dem Buch dann doch eine Chance geben. Bereut habe ich dies nicht, jedoch muss ich zugeben, dass das Buch tatsächlich nicht der größte Knaller ist, aber dennoch spannend und unterhaltsam, wenn auch ein wenig vorhersehbar.

Amy Crossing hat die Geschichte spannend und packend beschrieben, ist viel auf das Aussehen und das Wesen der Figuren eingegangen und hat sämtliche Orte mehr als detailliert beschrieben. Die Dialoge waren stellenweise gut ausgearbeitet, die Gedanken und Gefühle meistens nachvollziehbar geschildert. Die Geschichte wird dazu in der Gegenwart (Liv) und in der Vergangenheit (Ethan) erzählt, was der Geschichte mehr als gut tut. Dennoch fand ich die Geschichte oftmals recht ereignislos und nicht immer ganz schlüssig, da sich so manch kleiner Logikfehler hineingeschlichen hat. Auch wenn sich die Autorin, bei der es sich höchstwahrscheinlich um ein Pseudonym handelt, bei den Figuren große Mühe gegeben hat, fand ich diese jedoch recht flach, bzw. habe ich keine wirkliche Persönlichkeit erkennen können. 

Liv, Ethan und Co. werden zwar an sich ganz interessant beschrieben, konnten jedoch meine Erwartungen nicht erfüllen. Sie sind alle recht verschieden, aber auch sehr klischeehaft. Da gibt es das kleine, süße Mädchen von nebenan, dass gut in der Schule ist und bei allen beliebt ist, der Bruder, der sie natürlich vor sich selbst und dem Rest der Welt beschützen möchte. Die beste Freundin, die das genaue Gegenteil von Liv ist, der beste Freund, der natürlich der süßeste Junge auf der Schule (und - Überraschung! - homosexuell ist), der durchgeknallter Typ, der von allen gemieden wird, etc. Ja, man könnte glauben, dass man solche Figuren schon haufenweise erlebt hat und so ist es leider auch. Das ist auch der Grund, weshalb für mich die großen Überraschungen ausblieben und ich die Figuren nicht so ins Herz schließen konnte, wie ich es im Vorfeld erhofft habe. Allerdings kann es auch sein, dass es auch schlicht und ergreifend an mir liegt, da ich schon lange aus dem Teenageralter raus bin und manche Figuren deshalb auch einfach nicht mehr verstehen konnte. Wer weiß... 

Besonders interessant ist an der Geschichte jedoch Raum 213, um den sich die Geschichte immer wieder dreht. So sind bereits Menschen in dem Raum verrückt geworden und sogar Leichen gefunden worden. Interessant ist dabei auch, wie jeder mit dem Raum umgeht. Für viele ist dieser nur ein Raum wie jeder andere, der einfach nicht betreten werden darf, für andere ist dieser Raum entweder eine Gefahrenzone oder ein Raum, der Menschen ins Unglück stürzt. 

Das Ende fand ich dagegen schon ein wenig zu vorhersehbar. Ich konnte bereits recht früh erahnen, was es wirklich mit Ethans Ex-Freundin auf sich hat und somit war die Auflösung zwar an sich ganz nett, bietete aber zu wenige Überraschungen, sodass ich die Geschichte zwar recht nett und spannend fand, aber nie wirklich mitgerissen wurde. Wären manche Aussagen im Mittelteil nicht so dermaßen auffällig gewesen, hätte ich sicherlich mehr mit den Figuren mitgezittert.

Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, ist jedoch der Auftakt einer neuen Reihe, die sich immer mit dem Raum 213 an der Eerie High, jedoch mit jeweils anderen Figuren, beschäftigt. Dies finde ich besonders gelungen, da man so stets neue Charaktere kennen lernt, aber auch die Reihe ohne Bedenken jederzeit unterbrechen, bzw. abbrechen könnte.

Über das Cover kann man sich sicherlich streiten. An sich sind die Farbkleckse ganz hübsch und passen auch farblich gut zueinander, ich hätte mir jedoch nicht nur die Umrisse des Raums gewünscht, sondern vielleicht eine Tür, eine Tafel oder sonstige Gegenstände, die mehr zur Geschichte gepasst hätten. Die Kurzbeschreibung finde ich dagegen sehr gelungen und finde hierbei keinen Kritikpunkt. 

"Harmlose Hölle" war sicherlich nicht der spannendste und ereignisreichste Thriller aller Zeiten und zum Teil auch recht vorhersehbar, aber dennoch so interessant, dass ich unbedingt wissen wollte, wie die Geschichte endet. Der Raum 213 ist dabei ein gut ausgearbeitetes Element, sodass ich auch sicherlich dem zweiten Band eine Chance geben werde. Wer Jugendbücher mit Thriller-Elementen mag, sollte einen Blick auf diese Reihe werfen.