Rezension

Gelesen || "Schweinskopf al dente" von Rita Falk

Schweinskopf al dente - Rita Falk

Schweinskopf al dente
von Rita Falk

Bewertet mit 5 Sternen

Erster Satz
So ein Stern kommt gut, ganz klar.

Inhalt
In Niederkaltenkirchen und Umgebung ist es ja jetzt nicht so, dass da das Verbrechen tobt. Daher erweckt der Fall vom Dr. Küstner natürlich größes Aufsehen, denn der hat immerhin seine Gattin des Geldes wegen aus dem Weg geräumt. Bei seiner Verhandlung, die natürlich nur der Moratschek himself führen kann, führt sich der Doktor auf wie ein Verrückter. Mit Franz Eberhofers Worten: schlimmer als der Hannibal Lecter. Das Urteil wird gesprochen: mehrere Jahre Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung. Doch dann täuscht der Küstner einen Herzanfall vor und verschwindet dabei spurlos. Da bekommts der Moratschek natürlich mit der Angst zu tun, denn der Küstner hat ja schon im Gerichtssaal lauthals angekündigt, dass er den Moratschek auch noch kriegt. Als dann plötzlich ein Schweinskopf auf dem Bett des Richters gefunden wird, dreht der natürlich völlig durch. Jetzt muss der Eberhofer nicht nur schauen, wie er den Abgängigen wieder in Verwahrung bekommt, sondern muss auch noch die Leibwache für den Richter geben. Dass der sich dabei mit dem Franz seinem Papa anfreundet und die beide mit den Beatles, Rotwein und hier und da ein kleines bisschen Cannabis ihre Jugend wieder aufleben lassen, macht den Job auch nicht einfacher. Und als wär er damit nicht schon genug beschäftigt, verlangt plötzlich auch noch Gott und die Welt (und allen voran die Oma), dass der Franz die Susi aus Italien zurückholt. Es ist also wieder was geboten in Niederkaltenkirchen...

Meine Meinung
Bereits zum dritten Mal (in kürzester Zeit) zieht es mich nach Niederkaltenkirchen und zur Familie Eberhofer. Doch dieses Mal ist alles anders, denn der Täter wird dem Eberhofer und dem Leser gleich zu Anfang geliefert. Der Dr. Küstner ist ein Psychopath vor dem Herren und hat halt eben deshalb seine Frau ums Leben gebracht. Doch zunächst einmal beginnt das Buch mit einer Beförderung vom Eberhofer. Der hat jetzt nämlich einen silbernen Stern auf der Uniform und ist darüber Stolz wie Bolle. Da geht er dann auch mal in voller Aufrüstung zum Dienst. Da lösen sich doch auch die Fälle gleich ganz anders. 
Der Einstieg ins Buch ist mir super leicht gefallen, da ich ja eben erst vor kurzem die Teile 1 und 2 gelesen hatte. Für einen Quereinsteiger könnte das vielleicht ein wenig anders ausschauen, da schon hier und da mal auf die vorherigen Fälle verwiesen wird. Kenner der Reihe dagegen werden sich gleich wieder wohl fühlen: die gleichen Charaktere sind wieder mit dabei und Niederkaltenkirchen verändert sich ja nun auch nicht von heute auf morgen.

Doch wie gesagt: dieses Mal weiß der Eberhofer ja, nach wem er schauen muss. Doch der ist eigentlich der Meinung, dass der Fall Küstner eigentlich so gar nicht sein Aufgabengebiet ist. Was geht es ihn schon an, wenn die Landshuter Kollegen nicht auf ihre Verbrecher aufpassen können. Der Eberhofer präsentiert sich also gewohnt ruppig und dabei aber doch sau-sympathisch. Ganz gerührt hat mich dabei vor allem sein Stolz über die Beförderung, da ich früher den Eindruck bekommen habe, dass er sich über sowas gar nichts macht. Aber weit gefehlt, tief im Inneren hat der Eberhofer eben doch einen ganz weichen Kern. Der zeigt sich aber nicht nur dadurch. Auch sein Umgang mit der Sushi, seiner Nichte, ist herzzerreißend. Die fängt übrigens an, die ersten Worte zu reden und dabei steht "Papa" eher ganz unten auf ihrer Liste, was die Schleimsau natürlich nicht gerade erbaulich findet. Und schließlich wäre da ja noch die "zarte Liebesgeschichte", zumindest aus der Sicht aller anderen. Weil der Franz ist ja auf den Tod mit der Susi beleidigt, weil: was fällt der eigentlich ein, einfach so zu nem Italiener zu ziehen. Und dann weiß plötzlich das ganze Dorf darüber Bescheid, wie schlecht es der Susi da in Italien geht. Und jetzt soll der Franz los und soll sie wieder nach Hause holen. Aber der ist ja wie gesagt beleidigt.

Doch auch der Richter Moratschek bekommt in diesem Buch eine tragende Rolle. Und obwohl er und der Dorfkommissar in den letzten Büchern immer mal wieder miteinander auf Kriegsfuß standen, konnte ich mich auch mit dem Paragraphenreiter anfreunden. Denn plötzlich ist der Richter gar nicht mehr so großkotzig, eher im Gegenteil, der Gute macht sich ja vor Angst fast die Hosen nass. Und als er und der Eberhofer senior sich so gut verstehen und man schon fast meinen könnte, dass wahre Liebe tatsächlich nur unter Männern besteht, hatte er bei mir ein Stein im Brett.

Aber natürlich dürfen auch die altbekannten Charaktere wie die Oma, der Simmerl oder Heizungspfuscher Flötzinger nicht fehlen. Wie immer tragen gerade diese Nebencharaktere dazu bei, dass das Niederkaltenback-Feeling auch zum Leser kommt, egal in welchem Teil Deutschlands (oder auch im Ausland) dieser sitzt.

Der gewohnt ur-bayerische Schreibstil von Rita Falk hat mich auch in "Schweinskopf al dente" wieder überzeugen und zum Lachen bringen können. Sie schafft es, dass ich den Eberhofer und co. fast direkt in meinen Ohren hören kann. Trotz der bayerischen Schnauze hat das Buch einen tollen Lesefluss und lässt sich ungestört lesen.

Viele Rezensionen, die ich zu dem Buch gelesen hab, haben bemängelt, dass die Kriminalgeschichte in diesem Teil etwas im Hintergrund steht. Dazu muss ich sagen: es ist eben einfach etwas anderes als bei "Winterkartoffelknödel" und "Dampfnudelblues", da von vornherein ja feststeht, hinter wem hegejagt wird. Damit wird der ganzen Sache natürlich etwas von der Spannung genommen, da der Eberhofer dadurch einfach nicht wieder durch Zufall über die Wahrheit stolpern kann. Aber ich muss eben auch anerkennen, dass Rita Falk sich getraut hat, etwas anderes zu machen und die Bücher nicht nach Schema F runterschreibt. Zwar tritt der Krimi durchaus etwas in den Hintergrund, aber mich persönlich hat das nicht wirklich gestört. Denn trotz dieses Umstand ist die Verfolgung des Küstners immer mehr oder weniger präsent, es wird nie langweilig und eine witzige Szene jagt die nächste.

Schlussworte
"Schweinskopf al dente" steht seinen beiden Vorgängern in nichts nach. Es ist immer noch witzig und es wird mir auch immer noch nicht langweilig, über das Leben der Niederkaltenkirchner zu lesen. Im Gegenteil: mehr Bücher müssen her!! Ich hab noch lange nicht genug. Für Fans der Reihe ein Muss, für Leser mit dem passenden Humor eine absolute Leseempfehlung und für alle anderen: ausprobieren und lieben lernen.