Rezension

Gelungen, aber nicht herausragend

Die chinesische Sängerin - Jamie Ford

Die chinesische Sängerin
von Jamie Ford

Schon seit fünf Jahren lebt William Eng im Waisenhaus. Dabei ist er gar kein wirklicher Waisenjunge, denn seine Mutter lebt. Diese Hoffnung, mit der William sich jeden Tag über Wasser hält, wird zur Gewissheit, als ihm seine Mutter im Kino von der Leinwand entgegenblickt. William fasst einen Plan - er will aus dem Waisenhaus ausreißen und seine Mutter finden, um endlich wieder ein glückliches und von Wärme und Liebe geprägtes Zuhause zu haben.

Dieser Plan ist aber einfacher gefasst, als das er durchgeführt werden kann. Die Handlung spielt im Seattle der 30er Jahre, in einer Zeit, in der die Große Depression das Leben der Menschen gefangen hält. Sich in einer solchen Zeit auch nur ein paar Tage als Kind auf den Straßen einer Großstadt durchzukämpfen, ist nicht so einfach. Doch William verlässt das Waisenhaus und findet auch die Frau, in der er seine Mutter wiedererkannt haben will. Die Geschichte, die Willow Frost ihm dann zu erzählen hat, warum eine Frau ihr Kind lieber in staatlicher Obhut lässt, als sich selbst zu kümmern, ist eine Geschichte, die geprägt ist von Gewalt, Entscheidungen und Schmerz.

Jamie Ford schreibt gefühlvoll über die Liebe einer Mutter und die Sehnsucht eines Kindes. Außerdem taucht man ab in eine Welt, die geprägt ist von chinesischen Gesten und Bräuchen, die uns Europäern größtenteils fremd sind. Doch dadurch bringt Ford auch Farbe in das triste Dasein zu Zeiten der Großen Depression. Ein rundum gelungenes Buch, das eine deutliche Tiefe vorzuzeigen hat, ohne jemals anstrengend zu sein.