Rezension

Auf der Suche nach der Mutter und der Wahrheit

Die chinesische Sängerin - Jamie Ford

Die chinesische Sängerin
von Jamie Ford

Bewertet mit 4.5 Sternen

William – ein zwölfjähriger chinesischer Junge – lebt in einem Waisenhaus in Seattle. Bei einem Kinobesuch meint er in einer Sängerin seine Mutter zu erkennen, die er vor fünf Jahren zum letzten Mal sah. Hier beginnt seine Suche nicht nur nach seiner Mutter sondern auch nach der Wahrheit.

Das Buch ist in zwei Handlungsstränge aufgeteilt. Der eine Teil spielt 1934 und ist William gewidmet und der 2. Teil befasst sich mit dem Leben seiner Mutter ab 1921. Die Geschichten sind miteinander verwoben und werden zum Ende zusammen geführt.

Eingebettet in die bedeutenden geschichtlichen Ereignisse der Zeit mit der Prohibition, dem Börsenkrach und der dadurch ausgelösten Weltwirtschaftskrise spielt diese berührende Geschichte. Man bekommt einen Eindruck wie schwer das Überleben der Menschen in Amerika damals war – insbesondere für alleinstehende Frauen einer anderen Nationalität.

Dem Autor gelingt es durch seine Wortwahl sehr gut die jeweilige Situation und Stimmung darzustellen. Hier ein Beispiel Das Gras war längst nicht mehr sommerlich grün sondern eher stumpf braun, wie ungewaschenes Haar, und oben am Himmel zog ein Schwarm Gänse dahin. Überhaupt finde ich, dass der Autor in einem schönen Stil schreibt.

Die Protagonisten sind charakterlich gut dargestellt; ich konnte mit William und seiner Mutter leiden, hoffen und mich freuen. Leo konnte ich von Beginn an nicht leiden und sein bis zum Schluss niederträchtiges und abstoßendes Verhalten hat meinen ersten Eindruck nur bestätigt. Das Schicksal von Charlotte ist mir sehr nahe gegangen und man mag gar nicht darüber nachdenken, dass es solche „Fälle“ auch im wahren Leben gibt.

Mich hat das Buch von Anfang bis Ende gefesselt und berührt; ich mochte es kaum aus der Hand legen, weil ich immer wissen wollte wie es weitergeht. Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung.