Rezension

Gelungene Fortsetzung

Gut Greifenau - Silberstreif - Hanna Caspian

Gut Greifenau - Silberstreif
von Hanna Caspian

Gut Greifenau-Silberstreif der fünfte Band der Familemnsaga von Hanna Caspian (KNAUR Verlag)

Rebecca griff nun nach dem Rohrstock und brach ihn mit einer einzigen Bewegung entzwei. Dann ging sie einen Schritt vor. „In der Grafschaft derer von Auwitz-Aarhayn untersteht jeder Mann und jede Frau und ganz besonders jedes Kind dem Schutz unseres Hauses. Eines alten Hauses einer alten Familie, die in jeden einzelnen vaterländischen Krieg der letzten Jahrhunderte ihre Söhne geschickt hat. Eines der Tradition wie der Moderne verpflichteten Hauses, dem ganz besonders das Wohl und die Bildung der jungen Generationen am Herzen liegt.“ S.358

Herbst 1923: Die Hyperinflation hinterlässt ihre Spuren auch auf dem herrschaftlichen Gut Greifenau. Die politische Situation der Weimarer Republik ist unstabil und die Verunsicherung in der Bevölkerung wächst. Die Fakten zur Geschichte Deutschlands kennt man aus der Schule, doch Hanna Caspian erweckt in ihrer Familiengeschichte um Gut Greifenau Geschichte zum Leben. Ohne große Ausschweifungen, sondern anhand der unterschiedlichsten Figuren und deren Schicksalen, erlebt der Leser die Auswirkungen der geschichtlichen und damit verbundenen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. So sind es viele einzelne Erzählungen, die in diesem Roman zusammenfinden. Stände und Klassen sowie die traditionelle Rollenverteilung ringen mit zaghaften Versuchen um das Aufweichens der klassischen Struktur. Die einzelnen Figuren tragen ihren Teil dazu bei, Hausherren wie auch das Personal, gut Betuchte, wie einfache Leute.

Jeder Protagonist hat Ecken und Kanten, macht Fehler und verleiht der Geschichte durch bestimmte Charakterzüge seinen Reiz. Ein Wiedersehen mit Nikolaus, der gern Befehle gibt, Katharina mit ihrer Hartnäckigkeit, Feodora, die an der Vergangenheit hängt, machen diesen Roman so lebendig.

Die Erzählung ist mitreißend, spannend und durchweg gelungen erzählt. Zahlreiche Themen der damaligen Zeit werden anschaulich dargestellt und ergeben im Gesamtkontext einzelne Fäden, die sich zu einem roten Strang zusammenziehen. Die Autorin glänzt, wie in den vorangegangenen Teilen, durch eine ausgezeichnete Recherche.

Die gelungene Aufmachung runden anschauliches Kartenmaterial sowie ein Personenregister ab.

Fazit: Hier kann man regelrecht abtauchen zwischen Tränen, Liebe, Intrigen und Hoffnungen. Die Geschichten der Personen Gut Greifenaus aller Auwitz-Aarhayns sowie deren Bediensteten aus den Vorgängerbänden werden weitererzählt. Eine Saga, die fesselt und tolle Lesestunden birgt. Ich freue mich sehr auf den sechsten Teil dieser bewegenden Familiengeschichte.