Rezension

Grandios

We Will Fall - Shannon Dunlap

We Will Fall
von Shannon Dunlap

Das moderne "Tristan und Isolde" in begnadeter Sprache

Der Roman "We will fall" von Shannon Dunlap hielt mich die letzten Tage richtig gefangen.  

Zum Inhalt: "Die 16-jährige Izzy ist nicht gerade begeistert, als sie mit ihren Eltern von Manhattan nach Brooklyn ziehen muss. Wie soll sie hier Freunde finden? Alle Leute in ihrem Alter sind mit ihren Machtspielchen beschäftigt, in deren Hackordnung gibt es keinen Platz für Neue. Doch dann begegnet Izzy Tristan, dessen Cousin Marcus der Boss im Block ist. Izzy und Tristan verlieben sich auf den ersten Blick ineinander. Niemand ahnt, dass die beiden sich heimlich treffen, nicht mal Tristans Cousin. Doch als Marcus ausgerechnet Izzy als seine neue Freundin herauspickt, nimmt die Tragödie ihren Lauf."

Das Buch und ich: Als ich das Buch zu lesen begann, fiel mir sofort die Besonderheit des Schreibstils auf. Die Autorin hat eine unvergleichliche Art zu schreiben, die der Handlung sehr zu Gute kommt. Das Spezielle am Schreibstil lässt zwar diese Neufassung als "Modernes Märchen" zu, schützt aber dennoch auch die Tiefe und Innigkeit der Vorlage "Tristan und Isolde". 

Shannon Dunlap erzählt aus drei Erzählperspektiven diese Liebesgeschichte. Durch den Wechsel der Perspektive, gelingt ein sehr eindrückliches Gefühl des Miterlebens, des Dabeiseins. Trotz rauer und harter Umgebung, in der wir die Handlung wiederfinden, wird die Liebe zwischen Izzy und Tristan so wertschätzend und respektvoll geschildert, dass in mir der Wunsch entstand, diese Beziehung zu beschützen. Ebenso aber schaffte es die Autorin, eine enorme Spannung aufzubauen: Ein Wissen, dass etwas geschehen wird. Und diese Spannung hing wie ein Damoklesschwert über den Geschehnissen, rief in mir bei jedem Umblättern ein Schaudern hervor, wann es soweit ist, dass sich die Dinge zuspitzen. 

So wie ich hier beschreibe, diese Liebesgeschichte wollte für mich behütet sein, gab es also gleichzeitig das ständige Gefühl des Verrats, der Zerstörung, des Verlustes. Dieses Gegensätzliche, das sich da in mir zeigte, findet auch in der Geschichte immer wieder einen Platz: So geht es um arm und reich, Manhattan und Brooklyn, staatliche Schule und Privatschule, Anführer und Mitläufer, und und und... Die Unterschiede zwischen den Welten der Protagonisten wird mit dieser Gegensätzlichkeit unterstrichen und hervorgehoben. Es ist so spürbar, dass diese Liebe nur in den gemeinsamen Momenten bestehen kann, die Izzy und Tristan alleine verbringen. 

Das Ende des Romans hat mich überrascht, eine Wende, mir der ich nicht gerechnet hatte. Umso härter traf sie mich und ließ mich auch erstmal mit meinen Gefühlen Achterbahn fahren. Doch dieses Buch ist so besonders, dass in meinen Augen auch nur ein besonderes Ende diese Liebesgeschichte beschließt, und das ist der Autorin durchaus gelungen. 

Ich habe es sehr genossen, diese Liebesgeschichte zu lesen. Für mich ein Buch mit Herausforderungen, sprachlicher Raffinesse und trotz der Parallelen zu "Tristan und Isolde" ein Roman voll Wandlung und Überraschungen. Daher empfehle ich es jedem Leser, der gerne mal wieder etwas anspruchsvolles und außergewöhnliches lesen möchte. 

Ich vergebe für "We will fall" von Shannon Dunlap 5 Sterne.