Rezension

Großes (Kopf)Kino mit kleinen Schwächen

Die dritte Stimme - Rolf Börjlind, Cilla Börjlind

Die dritte Stimme
von Rolf Börjlind Cilla Börjlind

Bewertet mit 4 Sternen

"Die Springflut" war letztes Jahr der beste Krimi, den ich gelesen habe, mich hatte schon lange kein Buch mehr so gefesselt. Am Ende wurden auch schon die Weichen für die Fortsetzung gestellt, die mit "Die dritte Stimme" jetzt erschienen ist.

Es beginnt wie im ersten Band mit einem ungewöhnlichen, schockierenden Mord, dessen Bilder den Leser nicht so schnell loslassen und der sofort eine besondere Leseatmosphäre schafft.

Völlig von diesem Mord losgelöst geht es dann weiter. Olivia Rönning will nach den schockierenden Erkenntnissen über ihre Herkunft ihr Leben verändern. Sie reist nach Südamerika, dem Land ihrer leiblichen Mutter, die sie nie kennengelernt hat, und sucht nach ihrer Identität. Zurück in Schweden erhängt sich ein Nachbar in seinem Haus. Obwohl einer von Olivias Entschlüssen während ihrer Reise war, den Polizistenberuf vorerst an den Nagel zu hängen, merkt sie sofort, dass etwas nicht stimmt: der gemeinsame Laptop des Vaters und der Tochter ist nicht mehr auffindbar und warum hat der Vater extra noch für ein besonderes Abendessen eingekauft und sich dann umgebracht?

Gleichzeitig erfährt der in Stockholm lebende Marokkaner Abbas, dass seine ehemalige Geliebte in Marseille ermordet wurde und fährt nach Frankreich, um herauszufinden, was geschehen ist. Nach und nach wird klar, dass die beiden Fälle zusammenhängen und Olivia und Abbas sind wieder einmal mittendrin…

Wenn Drehbuchautoren Bücher schreiben, ist das nicht immer eine Garantie für Qualität und mit Autorenduos habe ich auch oft so meine Probleme, aber hier stimmt für mich wieder alles so wie im ersten Band. Spannung von der ersten Seite, tolle Atmosphäre und alles ist so beschrieben, dass ich es mir ohne Mühe vorstellen kann und die Bilder auch lange in meinem Kopf bleiben. Wie im Film bleibt zwar alles etwas oberflächlich, aber bei dem tollen Kopfkino, das dieses Buch produziert, stört mich das nicht.

Es wird oft Bezug auf den ersten Band genommen, aber man muss ihn nicht unbedingt gelesen haben, um sich zurechtzufinden. Alle wichtigen Zusammenhänge werden erklärt.

Dass ich dem Buch "nur" 4 Sterne gebe, liegt daran, dass der erste Band inhaltlich besser war. War die Handlung dort noch spannend und schlüssig, fand ich sie im zweiten Band doch etwas plump. Im ersten Band haben Olivia und Abbas sich durch einen Fall, in den sie beide irgendwie verwickelt waren, kennengelernt, und jetzt sind plötzlich zwei Fälle miteinander verbunden, von denen einer Olivias Nachbarn in Schweden betrifft und einer Abbas' Vergangenheit in Marseille?! Das ist mir ein bisschen zu konstruiert.

Ich gehöre normalerweise nicht zu den Lesern, die sofort wissen, wer der Mörder ist, aber in dem Augenblick, als "die dritte Stimme" auftauchte, war mir sofort klar, wer das ist und dass das der Mörder ist, daher war mir auch das zu einfach gestrickt.

Trotzdem ist "Die dritte Stimme" spannende und gut gemachte Unterhaltung vor allem für Leute, die gerne Krimis im Fernsehen sehen und dieses Gefühl auch einmal bei Lesen erleben möchten. Und wie im ersten Band wird auch hier auf den letzten Seiten schon das nächste Geheimnis, das es zu lösen gilt, angekündigt…