Rezension

Happy Family // David Safier

Happy Family - David Safier

Happy Family
von David Safier

Bewertet mit 4 Sternen

Ich glaube, David Safier gehört zu den Autoren, an denen sich die Gemüter extrem spalten. Entweder man liebt seine Geschichten oder man kann so gar nichts damit anfangen. Ich persönlich zähle mich eher zu erster Gruppe. Safiers Storys unterhalten mich meist richtig gut und witzig sind sie obendrein. Seine Geschichten heben sich von der breiten Masse ab und das kann ich nur unterstützen. Er verpackt das Fantasievolle mit dem Witzigen und diese Mischung mag ich unglaublich gerne.

Familie Wünschmann steckt in der Krise. Mama Emma scheint mit ihrem Kinderbuchladen direkt in die Pleite zu fahren, während ihr Mann Frank sich in sich selbst zurückzieht und daher auch schon einmal fremdgegangen ist (was Emma allerdings nicht weiß). Tochter Fee ist von dem ganzen Haufen nur noch angenervt, bleibt wohl sitzen und ist dann auch noch in den falschen Jungen verliebt. Und das Schlusslicht bildet Max, der am liebsten für sich selbst bleibt und Gespräche jeglicher Art meidet. Und so zerklüftet schleppt Emma ihre Familie auf ein Kostümfest.

Emma verkörpert den Vampir, Frank geht als Frankenstein, Fee wandelt als Mumie daher und Max gibt den Werwolf. Was sie allerdings nicht kommen gesehen haben, war die echte Hexe, die die komplette Familie mit einem Fluch belegt. Fortan tragen die Wünschmanns nicht nur Kostüme, sondern sind tatsächlich Mumie, Frankenstein, Vampir und Werwolf. Also machen sich die vier Wünschmanns mit tatkräftiger Unterstützung aus ganz unerwarteter Seite auf eine Reise durch die halbe Welt, um die Hexe ausfindig zu machen.

Die Wünschmanns sind eine Familie, wie es sie überall in Deutschland und auch sonst überall auf der Welt, geben könnte. Jeder lebt so vor sich hin, Familienzusammenhalt sucht man da vergebens. Sie streiten und zanken sich und der eine weiß eigentlich vom anderen so gut wie gar nichts. Und ganz plötzlich müssen sie nicht nur einer Hexe hinterher jagen, sondern auch der Fürst der Finsternis persönlich muss auf Abstand gehalten werden.

Safier hat wieder eine gewohnt witzige Geschichte geschrieben. Er erzählt locker eine Story, die immer wieder voran getrieben wird. Sein Schreibstil ist gewohnt leicht und recht einfach gehalten. Dabei übertreibt er zwar gerne mal ein wenig, doch der Handlungsstrang wirkt dadurch überhaupt nicht gekünstelt. An einigen Stellen hat Safier es geschafft, mich wirklich richtig zum Lachen zu bringen.

Die Geschichte ist in Kapitel unterteilt, wobei zwischen den Sichten der Charaktere immer wieder gewechselt wird. Etwas wenig zu Wort kommt dabei Frank, der allerdings als Frankenstein nur über einen sehr begrenzten Wortschatz verfügt, daher war das nur konsequent. Auch mit seiner Familie kann er sich nur durch ein „Ufta“ verständigen. Der ständige Personenwechsel hat sich wunderbar für diese Geschichte angeboten, da sich die Familie somit auch einmal trennen konnte und trotzdem war der Leser immer mittendrin statt nur dabei.

Und obwohl man David Safier vor allem mit etwas schrägem Humor verbindet, zeigt er in Happy Family auch einmal seine gefühlvolle Seite. Das kann man mögen oder aber es verwirrt einen in einer Safier-Geschichte dermaßen, dass es einen total aus der Geschichte rauswirft. Ich persönlich mochte das sehr gerne, da die Story damit nicht total inhaltslos daher kommt, sondern neben Humor auch eine kleine Lektion aufweisen kann.

Sehr empfehlenswert ist auch die Hörbuchausgabe von Happy Family. Drei Sprecher durften mitwirken und die Mischung macht richtig Spaß. Cathlen Gawlich ist dabei überwiegend präsent, da sie nicht nur Emma spricht (die ohnehin den größten Part einnimmt), sondern auch anderen Charakteren ihre Stimme lieh. Sie ist dabei unglaublich vielschichtig und es war eine Freude, ihr zu lauschen. Stefan Kaminski ist Hörbuchfans meist ein Begriff, daher muss über ihn wohl kein weiteres Wort verloren werden. Er ist einfach toll! Die größte Überraschung war allerdings Josephine Preuß. Die bekannte Schauspieler lieh bereits Gwen in der Edelstein-Trilogie ihre Stimme. Dort hat sie allerdings irgendwie nicht so ganz reingepasst. Aber als die Stimme von Fee, dem aufmüpfigen Teeny, passt sie einfach perfekt. Alles in allem haben da drei Sprecher unglaublich tolle Arbeit geleistet.

Happy Family kommt in gewohnter Safier-Manie etwas überdreht, aber mit viel Witz und Charme daher. Er schickt den Leser gemeinsam mit der Wünschmannfamilie auf eine Reise quer durch die Welt, vorbei an Pyramiden bis nach Transsilvanien. Werwolf, Vampir und Frankenstein sitzen gemeinsam mit schwäbische Pauschaltouristen auf Kamelen und auch fürs Herz gab es die ein oder andere Szene. Also für die Gruppe von Lesern, die auch schon mit anderen Büchern des Autors warm geworden sind: lest dieses Buch!

 

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