Rezension

Historischer Roman, der die fiktive Geschichte einer jungen Frau erzählt und diese in die historischen Fakten des Mittelalters einbettet

Das Erbe der Päpstin - Helga Glaesener

Das Erbe der Päpstin
von Helga Glaesener

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem Freyas Mutter Gisla, die als Leibeigene bei dänischen Wikingern arbeiten musste, 854 von ihrem Peiniger ermordet wurde, flieht Freya zusammen mit ihrer Schwester Asta in die Heimat ihrer Mutter nach Dorstadt. Sie möchte zu ihrem Großvater Gerold, dem einzigen verbliebenen Verwandten. Dieser ist inzwischen in Rom bei der Leibgarde des Papstes angestellt. Als Freya endlich in der ewigen Stadt ankommt, währt ihr Glück nur kurz. Bei der Osterprozession im Jahr 858 kommt Gerold ums Leben - und der Papst erleidet eine Fehlgeburt. Freya, die auf der Flucht mit Asta als Junge verkleidet war, ist beeindruckt von der Tatsache, dass der gütige Papst eine Frau, die Heilerin Johanna war. Freya hatte auf ihrer Flucht Lesen und Schreiben gelernt und Bücher von Medizinern gelesen. Auf ihren weiteren Fluchtwegen - immer auf der Hut vor den rachehungrigen, gierigen Dänen - erweitert sie ihr Wissen in der Heilkunst, kann vielen Menschen helfen und Linderung in ihrer Not schenken, bringt sich in ihrer Rolle als starke, unabhängige Frau, die ihr Leben und das ihrer Familie auch mit der Waffe verteidigt, immer wieder in Gefahr. 
"Das Erbe der Päpstin" ist inspiriert von dem Buch "Die Päpstin". Die Atmosphäre des Romans, der im Zeitraum von 854 bis 867 handelt, ist mit dem Bestseller durchaus vergleichbar. Aufgrund des Titels hatte ich jedoch eine engere Verknüpfung beider Romane erwartet und das Freya die Päpstin länger auf ihrem Weg begleitet hätte. So erzählt der Roman bis auf wenige kurze gemeinsame Szenen eine ganz neue Lebensgeschichte, die von Freya. 
Sie lebt in einer Zeit, die Geprägt ist von Konflikten mächtiger Könige mit der Kirche in Rom und von diversen Raubzügen und Schlachten der Wikinger, die sich weit über Skandinavien hinaus in Richtung Süden ausbreiteten. Der Zeitgeist ist spürbar und durch die bildhafte Beschreibung der Autorin kann man sich gut in die damalige Zeit versetzen lassen und auch Freyas Situation nachempfinden, die es immer wieder erforderte, entweder zurückzustecken in der Hoffnung, Frieden zu finden oder für ihr Recht zu kämpfen und damit in einen Teufelskreis aus Gewalt zu geraten. 
Wie die Päpstin ist Freya eine starke Frau, die ihrer Zeit weit voraus war, Konflikte nicht scheute und mutig für ihre Bedürfnisse kämpfte. Als Figur - einerseits stur und unerbittlich und andererseits mit einem großen Herzen für allem die ihr wohlgesonnen waren und sie auf ihrem Weg begleiteten - wirkte sie wie auch die Nebenfiguren, egal ob Freund oder Feind, authentisch. Man erlebt mit Freya viele Moment des Glücks, aber noch mehr Zeiten der Entbehrungen, der Angst und der Trauer. 
"Das Erbe der Päpstin" ist ein historischer Roman, der die fiktive Geschichte einer jungen Frau erzählt und diese in die historischen Fakten des Mittelalters einbettet. Der Roman ist nicht ganz so mitreißend wie "Die Päpstin", die durch ihre Stellung im Vatikan noch faszinierender in ihrer Rolle war. Er nimmt den Leser dennoch auf eine interessante Reise voller Widerstände, Liebe, Leid und Leidenschaft einer mutigen Frau, die maskulin gegen Wikinger kämpfte und sich auch von hochrangigen Würdenträgern nicht einschüchtern ließ.