Rezension

interessante Vorstellung der ehemaligen Künsterkolonie Skagen

Die Frauen von Skagen - Stina Lund

Die Frauen von Skagen
von Stina Lund

Bewertet mit 4 Sternen

Bislang hatte ich noch nichts von den Skagener Künsterln gehört, der vorliegende Roman füllt diese Lücke. Geschickt schafft es Stina Lund durch zwei Erzählstränge, die am Anfang 120 Jahre auseinanderliegen, sowohl das Leben in der Künsterkolonie zu ihrer Blütezeit als auch das Leben im heutigen Skagen darzustellen. Vom Aufbau ähneln sich die Erzählstränge, da wichtige Ereignisse und Charakter-Konstellationen in beiden Zeitebenen auftreten. Das fängt mit den Protagonistinnen Marie (historisch) und Vibeke (aktuell) an, die beide in gutsituierten Industriellen-Haushalten aufwachsen und beide, gegen den Widerstand ihrer Väter, Malerin werden wollen. Und beide erreichen es, sich in einer gesetzen Frist ausprobieren zu dürfen. Nur das Ergebnis dieser Ausprobierphase unterscheidet sich dann.

Maries Geschichte wird überwiegend aus der Sicht ihrer Gesellschafterin erzählt, die dann auch in Skagen sesshaft wird, die Geschichte der modernen Protagonistin, Vibeke, erfährt man überwiegend aus ihrer eigenen Sicht. Damit ist auch der veränderten Frauenrolle Rechnung getragen.

Nicht alles, was im Klappentext steht, passt jedoch zum Inhalt des Buches - so will der "charismatische Besitzer Thore" [des Kavehus] ja eigentlich gar nichts über das unbekannte Bild herausfinden, und Maries Familie war nie in Skagen. Und das "alte Geheimnis" wird zwar für den Leser eindeutig aufgeklärt, ob es auch für Vibeke und ihre Mutter aufgeklärt wurde, lässt der Roman offen.

Insgesamt hätte ich mir daher ein abgerundeteres Ende für den Roman gewünscht, in dem vielleicht auch noch darauf eingegangen worden wäre, woher die Faszination von Malu (Vibekes Mutter) mit den Skagener Malern, insbesondere mit Marie Kroyer,  kommt - schließlich hat sie den Namen ihrer Tochter wohl nicht zufällig gewählt. Diese konkrete Verknüpfung der beiden Zeitebenen hat mir gefehlt.

Mein Fazit: Ein gut lesbarer Roman, der eine interessante historische Künstlerkolonie zum Thema hat und deren Geschichte in eine Art moderne Selbstfindungsgeschichte einbaut. Es hat mir vor allem Spaß gemacht, Vibekes Entwicklung in Skagen zu verfolgen, aber auch das Spannungsfeld zwischen Marie und Asta, ihrer Gesellschafterin, im historischen Skagen gab viele Einblicke in die damalige Zeit. Insgesamt also ein Roman, der viele ansprechen dürfte - Kunstliebhaber(innen), Liebhaber(innen) historischer Romane und auch diejenigen, die gerne (konfliktreiche) Liebesgeschichten lesen.