Rezension

Interessantes Thema und eine schön düstere Stimmung, aber die Umsetzung hat mich nicht völlig überzeugt.

Kalte Wasser - Melanie Golding

Kalte Wasser
von Melanie Golding

Bewertet mit 3.5 Sternen

Worum geht es?
Der Roman von Melanie Golding handelt von einer jungen Frau namens Lauren, die zu Beginn des Romans ihre Zwillinge zur Welt bringt. Nach den ganzen Strapazen der Geburt fühlt sich Lauren nicht nur müde und ausgelaugt, sondern zudem der neuen Situation völlig ausgeliefert und überfordert. Dann erscheint ihr nachts im Zimmer des Krankenhauses eine in schmutzige Lumpen gekleidete, seltsame Frau, die ihr einen Handel vorschlägt. Sie möchte Laurens Zwillinge gegen ihre eigenen tauschen. Lauren ist völlig entsetzt von diesem Vorschlag, und kann sich nur noch mit Mühe gegen den Übergriff der seltsamen Frau wehren. Sie schafft es ihre Neugeborenen zu retten. Doch scheint ihr nach diesem Vorfall keiner so richtig zu glauben, denn bis auf Lauren hat die unheimliche Frau niemand gesehen. Nachdem immer mehr seltsame und unheimliche Vorfälle passieren, ist Lauren völlig überzeugt, dass ihre Kinder vertauscht worden sind. Und nun fragt sich nicht nur Lauren, sondern auch Sergeant Harper, was real ist und was nur die Einbildung einer psychisch labilen Frau.

Meine Meinung zum Buch:
Die Thematik des Mystischen und die Sage um die Wechselbälger hat mich bei diesem Roman direkt angesprochen. Der frühere Glaube, dass der Teufel, unheimliche Wesen und Ähnliches das eigene Kind gegen ein äußeres identisches, aber völlig fremdes Kind eintauschen würden, ist stark mit der Wochenbettpsychose verknüpft. Auch in „Kalte Wasser“ ist die ganze Zeit nicht klar, ob Lauren tatsächlich etwas Übernatürliches erlebt hat, oder eher unter einer psychischen Störung leidet. Und mit dieser Ungewissheit spielt dieser Thriller. Der Schreibstil und die unheimliche und düstere Stimmung des Romans passen hervorragend zur Thematik. Golding schreibt flüssig, klar und ihr Formulierungen sind so bildhaft, dass die schaurigen Szenen sehr lebendig wirken. Allerdings gibt es einige blutige und ziemlich eklige Passagen, die nichts für schwache Nerven sind. Auch die Spannung durchzieht den Roman durchweg, gerade zum Ende des Thrillers steigt das Spannungsbarometer noch mal in die Höhe. Das Ende war jedoch absehbar und konnte leider nicht mehr völlig überzeugen. Als störend empfinde ich zudem einige teilweise sehr unlogische und absurde Szenen, die für mich nicht nachvollziehbar waren. Einige Szenen wiederum hätte ich gerne aus der Perspektive einer anderen Figur gesehen. Besondere Momente wurden manchmal übersprungen, die man gern miterlebt hätte und nun der Fantasie des Lesers überlassen worden sind. Mit den Figuren konnte ich auch nicht richtig warm werden. Lauren ist und bleibt ein Mysterium und für mich nicht richtig greifbar. Die restlichen Figuren sind oftmals unsympathisch, lediglich Sergeant Harper kann durch ihre Art einige Sympathie-Pluspunkte für sich gewinnen. Jedoch hat mich die angedeutete Lovestory, in der sie verwickelt war, etwas genervt.

Fazit: Das Thema hat mich gereizt und wurde hervorragend im Thriller eingebaut, die Umsetzung konnte jedoch nicht völlig überzeugen. Für alle, die gern unheimliche Thriller lesen und auch mit dem Wechselbalg-Thema etwas anfangen können, kann ich „Kalte Wasser“ jedoch empfehlen.