Rezension

"Jeder kennt hier jeden!"

Unter der Erde - Stephan Ludwig

Unter der Erde
von Stephan Ludwig

Bewertet mit 3 Sternen

Elias Wilhelm Haack, 40-jähriger Fantasy-Bestsellerautor und seit 10 Jahren mit seiner hochintelligenten Frau Martha verheiratet, steckt zur Zeit in einer Schreibflaute. Da kommt die Einladung zum 90.Geburtstag seines Großvaters Wilhelm wie eine willkommende Ablenkung. Das einzige Problem - er hat ihn seit knapp 35 Jahren nicht mehr gesehen und kaum Erinnerungen an diesen Mann. Warum lädt er ihn also ausgerechnet nach so langer Zeit ein? Mit dieser Frage im Hinterkopf macht sich Elias auf den Weg in die Lausitz - besser gesagt in das kleine Dorf Volkow, welches dem Braunkohleabbau weichen soll. Plötzlich kommt der Wagen von der Straße ab - und Elias muss zu Fuß weiter. Endlich bei seinem Großvater ankommt, wird er schon von Wilhelm und den anderen Dorfbewohnern an der großen Kaffeetafel erwartet. Bei Käffchen und Kuchen wird der neuste Klatsch ausgetauscht - und Elias wird sofort Hilfe angeboten - und dabei wird Elias eines klar - in diesem Dorf "Kennt jeder jeden". Als einen Tag nach dem 90.Geburtstag auch noch Wilhelm tot zu Hause aufgefunden wird, steht sofort fest, dass Elias schuldig ist - und somit wird er gezwungen, weiterhin in diesem Dorf zu verweilen. Was er dort von Zeit zu Zeit erfährt, jagt ihm Gänsehaut ein - nicht nur ein unterirdisches Tunnelsystem, auch holt ihn die Vergangenheit wieder ein und er kann sich Stück für Stück immer mehr an seine Kindheit erinnern. Das Dorf und seine Bewohner haben ein Geheimnis - und Elias Aufgabe wird es sein, dieses zu lösen...

Da ich so viel Gutes von Stephan Ludwig und seiner "Zorn und Schröder" Reihe gehört und gelesen habe, habe ich es erstmal mit diesem Werk des Autors probiert, da die Geschichte in sich abgeschlossen ist. Der Anfang hat mich ab der ersten Seite gefesselt - war ich doch neugierig, was das kleine Dorf für ein Geheimnis birgt. Die Bewohner sind allesamt skurill - ob die etwas leibige Betty, die sich wie Mutter Theresa aufspielt und für jedermann die Wohnung putzt und Essen kocht - oder der alkoholabhängige Pastor Geralf, der Nachts in seiner kleinen Kirche ominöse Gebete vor sich hin faselt. Die Beschreibungen der einzelnen Personen waren detailliert und sehr bildlich geschildert - nur leider konnte ich für niemanden Sympathie entwickeln - jeder war mir suspekt. Das die Geschichte verschiedene Zeitstränge hat - zum einen die Gegenwart, dann die Erinnerungen von Elias an seine Kindheit und Wilhelms Vergangenheit nach dem 2.Weltkrieg, lockerte alles etwas auf. Nur leider fehlte mir ab der Hälfte der Thriller-Effekt ... ganz zu schweigen von dem Ende, bei dem ich einfach nur mit dem Kopf schütteln konnte, weil es einfach nur unrealistisch war. Ich war lange schon nicht mehr so enttäuscht von einem Buch und habe mich über die geopferte Lesezeit geärgert.