Rezension

Zu viel Hin und Her

Unter der Erde - Stephan Ludwig

Unter der Erde
von Stephan Ludwig

Bewertet mit 2.5 Sternen

Elias arbeitet als Schriftsteller und ist mehr als überrascht, als er eine Einladung zum Geburtstag seines Großvaters bekommt. Obwohl die beiden seit über 30 Jahren keinen Kontakt mehr haben, macht er sich auf den Weg nach Volkow, ein kleines Dorf fernab der Zivilisation. Als sein Großvater völlig unerwartet stirbt, hält es Elias doch noch etwas länger in Volkow. Allerdings merkt er bald, dass mit diesem Ort etwas nicht zu stimmen scheint.

Die Geschichte beginnt relativ harmlos und wird über die ersten Kapitel langsam aufgebaut. Man lernt die einzelnen Dorfbewohner kennen und Elias integriert sich nach dem Tod seines Großvaters mehr und mehr in die Gemeinschaft. Für mich persönlich war sein Charakter sehr distanziert und ich konnte mich nicht wirklich mit ihm und seinem Verhalten identifizieren. Die weiteren Bewohner von Volkow sind alle etwas eigen, jedoch lernt man sie nach und nach kennen. Von dem ein oder anderen kann man sich aufgrund seines Verhaltens schnell ein eigenes Bild machen und merkt schon, dass irgendwas nicht stimmt. Allerdings sind die Charaktere sehr undurchsichtig und es gibt immer wieder Wendungen, die man bei ihnen nicht erwartet hättet und die meiner Meinung nach nicht nachvollziehbar sind. Für mich sind sie nicht greifbar und ihr Verhalten sehr sprunghaft. Oft wechseln sie die Seiten und man fragt sich, wem man eigentlich noch glauben kann. Mich hat der Autor damit das ein oder andere Mal abgehängt und es war mir einfach zu kompliziert und schwierig, immer wieder alles in Frage zu stellen. Ich persönlich fand den Plot um 5 Ecken zu viel gedacht. Man hätte die Geschichte deutlich schneller erzählen und auch auflösen können, um es weniger komplex zu gestalten.

Auch in der Sprache kommt dies zum Ausdruck. Besonders zu Beginn ist es schwierig, sich an den Schreibstil zu gewöhnen und in die Geschichte hinein zu finden. Lange und oft verschachtelte Sätze mit Ergänzungen und weiteren Nebensätzen. Das war schon recht viel am Anfang. Hinzu kommen die stilistisch allerdings sehr gut gemachten Anknüpfungspunkte an Erzählungen aus Elias Vergangenheit, die immer wieder eingestreut werden. Allerdings fügen sich diese sehr gut in die Handlung ein. Komplexer wird es später, wenn weitere Rückblicke in die Vergangenheit des Großvaters folgen.

Von der Handlung her war ich an der ein oder anderen Stelle schon etwas schockiert von der Brutalität der Erzählungen. Ich musste doch oftmals schlucken, weil es immer sehr plötzlich sehr übertrieben herüber kam. Das hat mir ebenfalls nicht besonders gut gefallen. Insgesamt konnte mich das Buch leider nicht überzeugen und ich würde es auch nicht weiter empfehlen.