Rezension

Kann man Rache gutheißen?

Schuld! Seid! Ihr! -

Schuld! Seid! Ihr!
von Michael Thode

Bewertet mit 4 Sternen

Ein neuer Autor ist wie immer spannend. Wie schreibt er (flüssig oder zäh)? Lässt er mich als Leser miträtseln oder serviert er mir die Lösung auf einem Silbertablett? Wie nahe bringt er mir die handelnden Personen und vor allem die Geschichte? Schafft er es, die Spannung zu halten und mich zu fesseln?
Herr Thode hat das alles geschafft. Sein Schreibstil ist flüssig, obwohl die sehr kurzen Kapitel zu Anfang ungewohnt waren (aber man gewöhnt sich schnell daran und die schnellen Szenen sorgen zusätzlich dafür, dass die Spannung hochgehalten wird). Er hat mich sowohl mit der Geschichte gefesselt als auch die handelnden Personen sehr gut rübergebracht.

Leider hatte ich nicht gewusst, dass dieses Buch bereits der zweite Band einer Reihe war. Ich lese lieber in der richtigen Reihenfolge und habe hier gemerkt, dass zwar der Fall an sich in sich abgeschlossen ist, mir aber zum einen doch die Vorgeschichte des Privatlebens gefehlt hat und zum anderen so viel verraten wurde, dass ich das erste Buch nicht mehr lesen muss. Schade.

In dem Buch hängt alles mit der Vergangenheit zusammen. Man erfährt, dass etwas geschehen ist, aber nicht genau was und wie. Der Leser wird mit jedem neuen Opfer (= mit jedem neuen Akt) nur häppchenweise informiert, was mich persönlich total wahnsinnig gemacht hat. Aber dadurch hält sich die Spannung natürlich durchgehend auf hohem Niveau. 

Man kennt das Motiv …… man kennt die Opfer mit Namen …. man weiß aber lange Zeit nicht genau was in der Vergangenheit passiert ist und was genau die Opfer getan haben. Und dann denkt man, man weiß Bescheid und schon kommt die nächste Wendung und man ist genau da, wo man schon zu Anfang war … man hat keine Ahnung. 

Herr Thode baut zwischendurch immer wieder Einschübe der privaten Probleme ein. Manches Mal hatte ich das Gefühlt, dass dies nur zur Entspannung des Lesers geschieht, denn die Spannung ist wirklich kaum auszuhalten.

Das Buch hat mich eigentlich rundherum begeistert, aber zum einen wurde die Schilderung der Tatabläufe in der zweiten Hälfte des Buches für meinen Geschmack „zu schnell abgehandelt. Zu Anfang war die Beschreibung der Taten noch sehr ausführlich, später leider nicht mehr. Zum anderen gab es einige, für mich unlogische Abläufe:
Bei einer Person ist mal ist von einem Herzinfarkt die Rede und dann wieder von einem Schlaganfall. Später wird klar, dass beides zutreffend ist, aber die Erwähnung der jeweiligen Krankheit ist nicht in der richtigen Reihenfolge. Ein anderes Mal befindet sich der Täter in einem Musikzimmer, um es dann ein paar Absätze später zu betreten, ohne es verlassen zu haben.

Auch werden einige offene Fragen nicht beantwortet, die ich hier aber nicht zitieren kann, ohne zu viel zu verraten. Aus diesen Gründen gibt es von mir 4 statt eigentlich verdienter 5 Sterne.