Rezension

Komplexer und grandios konstruierter Roman

Die Geschichte der Baltimores - Joël Dicker

Die Geschichte der Baltimores
von Joël Dicker

Bewertet mit 5 Sternen

Ein neuer Joel Dicker Roman, was war ich gespannt. “Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert” hatte mich begeistert und mit super hohen Erwartungen auf ein neues Meisterwerk zurückgelassen. Umso schöner, dass wir auch in Dickers zweitem Roman auf einen alten Bekannten treffen: Marcus Goldmann. Jener Autor, der die Wahrheit über Harry Quebert aufdeckte. Doch er hat auch seine ganz eigene Geschichte, denn die Familie der Goldmanns birgt eine Geschichte, die man sich in diesem Ausmaß kaum vorstellen kann.

Der Roman ist wieder einmal bis ins kleines Detail verwinkelt konstruiert. Am Anfang die große Verwirrung - viele Personen und jede Menge Zeitsprünge. Die Geschichte springt munter von der Gegenwart in die Vergangenheit und kreist doch immer um die “große Katastrophe”. Sie, die Katastrophe steht über allem und ich doch zu Beginn nur ein Ausdruck - unklar und nicht greifbar. Der Fokus liegt zunächst auf der Zusammensetzung der Familie, der sozialen Kluft, dem Neid und Rivalitäten. Nach und nach erschließt sich die Geschichte der Baltimores - gespickt von Geheimnissen, Dramen und Tragödien. Die geschichtliche Schlinge zieht sich dabei immer dichter um die große Katastrophe, man kommt ihr bei den zeitlichen Rückblicken also immer näher. Und muss man sich zu Beginn des Buches erst einmal in die Geschichte einfinden, nimmt die Spannung im Laufe des Buches immer mehr zu und gipfelt sich auf den letzten Seiten, wenn letzte Geheimnisse gelüftet werden und alles zu einem großen Ganzen verschmilzt.

Man lebt, leidet und lernt mit den Goldmanns. Die Figuren kommen einem immer näher, da sich die Komplexität einer jeder Figur nur nach und nach erschließt. Vorrausschauend ist in diesem Roman kaum etwas und wenn, dann wird es sowieso am Ende ganz anders. Der Schreibstil des Buches ist dabei gewohnt angenehm lesebar und leitet einen elegant durch die Geschichte, wenn man Seite um Seite atemlos verschlingt, vor allem am Ende des Buches.

Joel Dicker hat es also wieder geschafft. Mal wieder ein komplexer und grandios konstruierter Roman, der anfänglich ruhig daherkommt und am Ende doch alles hat: Geheimnisse, Freundschaft, Neid und Rivalitäten; falscher Stolz und falsche Ansichten. Es geht um die Vergangenheitsbewältigung und Vergebung. Und ist am Ende mal wieder eine Frau Schuld?

Ich bleibe begeistert und überwältigt zurück, weil dieser Roman mal wieder so viel mehr ist.