Rezension

Krasses Buch

Die schönste Version -

Die schönste Version
von Ruth-Maria Thomas

Bewertet mit 5 Sternen

DIE SCHÖNSTE VERSION
Ruth-Maria Thomas
Der Streit zwischen der Studentin Jella und ihrem zehn Jahre älteren Freund Yannick eskaliert. Seine Hände umklammern ihre Kehle und nehmen ihr die Luft zum Atmen. Erst in letzter Sekunde kann sie sich befreien.
Kurzentschlossen findet sie sich auf dem Polizeirevier wieder, um Hilfe und Zuspruch zu erhalten. Doch da sie Yannick mit einer Pfeffermühle geschlagen hatte – aus Notwehr, damit er aufhört, sie zu würgen – wird ihr vom Polizisten, der sich keine Notizen macht, eine Mitschuld zugeschrieben.
Sie zieht kurzerhand wieder zu ihrem Vater in die Plattenbausiedlung und ist geneigt, Yannick zu verzeihen, denn eigentlich gab es ja auch viele schöne Momente in ihrer Beziehung …

 

„Und dann. Danach. Das Abtun, als wäre nichts gewesen. Als würdest du übertreiben. Dann wirst du selbst unsicher, zweifelst, bekommst das Gefühl, dass du deiner eigenen Angst nicht mehr vertrauen kannst. Und dann. Wischst auch du es weg, als wäre es nichts, nur ein Teil des Streits, keine lebensbedrohliche Situation, die dich verfolgt, bis in deine Träume.“ (S. 259)

In Rückblicken erfahren wir, wie Jella in einer ostdeutschen Kleinstadt aufwächst, wie ihre Mutter sie und ihren Vater früh verlässt, da sie lieber in Berlin leben möchte. Jella entscheidet sich dafür, bei ihrem Vater zu bleiben. Sie besucht die Schule, lernt dort ihre Freundinnen kennen und verliebt sich mit 15 Jahren in einen sehr viel älteren Jungen, der sie erstmals sexuell unter Druck setzt und erpresst.
Wir erleben mit, wie sie Weihnachten sturzbetrunken einem jungen Mann „Nein“ sagt und dieser das „Nein“ ignoriert.
Als Jella Jahre später Yannick kennenlernt, hoffen wir, dass sie endlich ihre große Liebe gefunden hat und zur Ruhe kommt. Doch schnell erkennen wir als Leser, dass Yannick narzisstische Züge hat, die die verliebte Jella völlig ignoriert.

Was für ein krasser Roman. Dieses Buch über eine toxische Beziehung ist wie ein Paukenschlag und ist zu Recht für den Deutschen Buchpreis 2024 nominiert. Für mich ist es jetzt schon ein großes Highlight.
Ich bin nur so durch die Seiten geflogen, habe Jella nicht immer verstanden, aber dennoch mit ihr gelitten.
Chapeau, Ruth-Maria Thomas, was für ein Debüt! Ich drücke Ihnen für den Deutschen Buchpreis 2024 fest die Daumen.
5/ 5