Sehr lesenswert
Bewertet mit 5 Sternen
"Ich brauchte Zeit mir eine Antwort zurechtzulegen, die ihn nicht bereuen ließ, sich auf mich eingelassen zu haben... Ich brauchte Zeit, mir eine Antwort zu überlegen, die mich die Version meiner selbst sein ließ, von der ich erzählen konnte."
Jella ist nach einem gewaltsamen Streit mit ihrem Freund Yannick &darauffolgender Anzeige zurück in ihr altes Kinderzimmer, zu ihrem Vater geflüchtet. Erzählt werden elf Tage, in denen sie sich an ihr Aufwachsen in der ostdeutschen Provinz der 2000er erinnert; ans Feiern &Trinken mit Freunden; an die verblendete Beziehung zu ihrem ersten Freund; ans Lesen der Bravo-Tipps, wie man den Typen am besten gefällt; aber auch an die spätere Beziehung mit Yannick; an intensive, schöne Erfahrungen; doch auch ans sich Verstellen &Bedürfnisse unterdrücken; an immer mehr Übergriffe, körperliche Gewalt &schließlich an den großen Kipppunkt.
"Die schönste Version" steht dieses Jahr auf der Longlist - wie ich finde absolut verdient! Wie Ruth-Maria Thomas schreibt in ihrem Debüt schonungslos &trifft einen beim Lesen immer wieder voll, wenn es um Schmerz, Scham, Gewalt &Missbrauch geht. Gleichzeitig webt sie warme, positive Momente ein, bringt einem die Protagonistin näher &lässt uns in ihre Vergangenheit &deren Ambivalenzen eintauchen.
Ein kurzer, aber wahnsinnig dichter, intensiver Roman, der Themen wie häusliche Gewalt &die unfassbare Selbstverständlichkeit s3xueller Übergriffe anspricht. Keine leichte Lektüre für zwischendurch, trotzdem sehr empfehlenswert!