Rezension

Kriegsschmonzette

Die Frauen von Paris
von Pam Jenoff

Bewertet mit 3 Sternen

Dieses Buch lotet einen eher unbekannten Aspekt des Zweiten Weltkriegs aus. Es wurden tatsächlich britische Frauen zu Agentinnen ausgebildet und in Frankreich für Sabotageakte gegen die Nazis eingesetzt. 

So wird die SOE (Special Operations Executive) auch auf Marie aufmerksam, die in London lebt und französische Bücher liest. Gute Französischkenntnisse sind für potenzielle Agentinnen unabdingbar. 
Gespannt kann man hier ihre Rekrutierung und Ausbildung verfolgen und begleitet sie dann tatsächlich nach Frankreich. 

Parallel dazu lernt man Eleanor kennen, die dazu auserkoren wurde, die neue Section F zu leiten, nach und nach aber über Ungereimtheiten stolpert. 

Das alles hätte als Thema für einen guten Roman durchaus gereicht, die Autorin erweitert das Szenario aber noch. Es ist kurz nach dem Krieg als Grace in einem Bahnhof in Manhattan über einen Koffer stolpert, in dem Fotos von zwölf Frauen in Uniform zu finden sind. Neugierig geworden fängt sie an zu recherchieren, was natürlich die Geschichte der Frauen der Section F hübsch von hinten aufrollt, allerdings sollte man nicht darüber nachdenken, warum Grace wohl all das tut, was sie so tut. 90% ihrer Aktivitäten lassen sich nur mit „sie konnte einfach nicht anders“ erklären, was ich dann doch etwas dürftig finde. 

Grace' Recherche nebst lauwarmer Liebesgeschichte hätte man sich getrost sparen können und machen aus diesem eigentlich spannenden historischen Roman die übliche Schmonzette. Kommt man nicht mehr aus ohne Koffer mit Fotos und Geheimnissen, die zu lüften sind? Offensichtlich hat hier die Autorin ihrem Thema nicht getraut und die hoch spannende Grundidee mit einem ordentlichen Kitschpolster versehen. 

Dieses Buch liest sich leicht und verstört den Leser weder durch stilistische Finessen noch durch Anspruch. Es hat mir ein spannendes Thema in Großschrift nahegebracht, zu dem ich mir aber doch noch gehaltvollere Lektüre suchen werde. 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 05. Januar 2021 um 12:54

Oh, wie hübsch, dass es den Leser nicht durch Anspruch verstört! :DDD. Das wäre ja auch noch schöner!

Sobald ich "Kofferfund, Dachboden, Erbe oder verschollenes Gemälde" lese, lasse ich die Finger davon. Icn notiere: und "alte Fotos".

Abgesehen davon: eine herzerfrischende Rezension.

wandagreen kommentierte am 05. Januar 2021 um 12:54

Wofür sind denn die vielen Sterne gegeben worden?

Sursulapitschi kommentierte am 05. Januar 2021 um 12:57

Tolles Thema, einige Spannung. Kann man lesen, muss man nicht. Drei Sterne sind nicht viele.