Rezension

Lachen, lachen, schlucken, würgen

Straight White Male
von John Niven

Bewertet mit 4.5 Sternen

Niven hat es mal wieder geschafft! Schonungslos, direkt und hemmungslos erzählt er aus dem Leben des 44-jährigen Drehbuchautors und Schriftstellers Kennedy Marrs. Drogen, Alkohol, überteuerte Restaurantbesuche und ständig wechselnde Sexkontakte führen Marr fast in den Bankrott. Da kommt eine rettende, hochdotierte Auszeichnung, die ihn allerdings weg von LA und zurück nach England führt...

John Niven gelingt es, die sinnleere Seite des Verlags- und Showbiz mit tieferen philosophischen Auslassungen zu kombinieren. Solange der Protagonist über die für Normalsterbliche nicht zugängliche Upper Class berichtet, konnte ich herzhaft lachen, da es nicht wirklich berührt. Aber nicht nur Kennedy Marr, sondern auch der Leser wird von der Realität und der Frage nach Sinn eingeholt. Früher Drogentod der Schwester, ein Kindesmißbrauchsfall und der Verrat an der eigenen Familie ließen Kennedy und mich schlucken.

In manchen Aspekten erinnerte mich "Straight white male" an "Jedermann" von Philip Roth. Allerdings berichtet "Jedermann" aus der Todesperspektive des Protagonisten, wobei Nivens Kennedy Marr mitten im Leben steht. Daher ist dem Roman auch ein anderes Ende beschieden. Ich grübele noch, ob dieses mir gefällt, da es mir nicht ganz stringend erscheint und einleuchtet.

Alles in allem habe ich den neuen Niven an einem Tag verschlungen und empfehle den Roman wärmstens allen, die nicht nur "Wohlfühlatmosphäre" ertragen können.

Ach ja: Der Roman gehört schon jetzt zu meinen Highlights 2014!