Rezension

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Langatmig, aber schön!

Warte auf mich am Meer -

Warte auf mich am Meer
von Amy Neff

Bewertet mit 3 Sternen

          „Warte auf mich am Meer“ von Amy Neff erschien im Juli 2024. Ein Liebesroman auf 480 Seiten, über eine Liebe, die sich in der Jugend fand und bis zum Tod und darüber hinaus anhielt. 
Evelyn und Joseph wohnen nebeneinander und verbringen viel Zeit zu dritt, mit Evelyns Bruder Tommy, bis die Jungs entscheiden zur Armee zu gehen. Den Verlust ihres Bruder kann Evelyn nur schwer verkraften. Joseph gewinnt sie dennoch für dich. Gemeinsam ziehen sie ihre drei Kinder groß und betreiben das Oyster Shell Inn von Josephs Eltern, einer Pension direkt am Meer. Nach 60 turbulenten Ehejahren erhält Evelyn eine traurige Diagnose und sie möchte nur noch ein Jahr leben, in vollen Zügen, und nicht der Krankheit ausgeliefert sein. Joseph liebt Evelyn so sehr, dass er sich ebenfalls nach einem Jahr mit ihr gemeinsam umbringen möchte. Sehr unterschiedlich nehmen ihre drei Erwachsenen Kinder und natürlich auch ihre Enkel, die bis auf Rain eher Randfiguren sind, diese Nachricht auf. Und so wird man in die Liebesgeschichte über die verschiedenen Jahrzehnte und das letzte gemeinsame Jahr als Leser/in mitgenommen.
Das Cover und den Titel finde ich sehr schön und passend zur Geschichte.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen, man kann den einzelnen Zeitabschnitten/ Ereignissen gut folgen. Schön ist die Abwechslung der beiden Protagonisten, und auch wird mal aus der Perspektive der Kinder geschrieben als sie erwachsen sind und wie sie mit der Verkündung ihrer Eltern umgehen. Die Sprache ist bildhaft, emotional, ich konnte mich gut in die Figuren und ihre Lebenssituationen einfühlen.
Nachdem mich die ersten Seiten sehr bewegt haben, war ich von vielen Passagen des Buches sehr enttäuscht, gelangweilt und irgendwie nahmen die Seiten kein Ende. Das Ende hingegen war für mich ebenfalls sehr emotional.
Evelyns Entscheidungen und ihr plötzliches Umdenken erscheinen mir nur schwer nachvollziehbar, daher ist sie mir nicht so sympathisch. Man weiß manchmal nicht, was genau sie nun eigentlich wirklich denkt oder fühlt. Joseph hingegen liebt sie bedingungslos, aber so manches Mal dachte ich, ich lese die Gedanken einer Frau, bis ich merkte, dass ich jetzt ins Josephs Passage bin. Es war manchmal, meiner Meinung nach, etwas übertriebene Liebesbekundungen und es wiederholt sich viel seiner Gedanken und Gefühle.
Es ist beneidenswert, dass zwei Menschen sich so lange kennen, lieben und nahezu ihr ganzes Leben miteinander teilen. Es hat mir auch gezeigt, dass das Leben einfach auch viele Schwierigkeiten bereit hält und damit auch die Ehe immer wieder „leidet“ und doch sind die beiden beieinander geblieben. An Trennung oder Weglaufen war hier nicht denken. Das finde ich einen schönen Ansatz, denn ihre Liebe war da, bis zum letzten Tag.
Dennoch war ich nach den ersten Kapitel enttäuscht von dem Roman, auch wenn er viele gute Passagen enthielt.