Rezension

Lesenswerter Erstling mit Pep!

Cry Baby - Scharfe Schnitte - Gillian Flynn

Cry Baby - Scharfe Schnitte
von Gillian Flynn

Bewertet mit 5 Sternen

Das passiert ja öfter mal: Nachdem ein Autor den komerziellen Durchbruch geschafft hat, wird fix noch ein bisher unbekannter Erstling "hinterherveröffentlicht" oder neu auflegt. Gillian Flynn hat mit Gone Girl diesen Durchbruch geschafft. Cry Baby ist ihr Erstling, den der Verlag nun fix und mit passendem Coverdesign nachgeworfen hat. In diesem Fall bin ich wirklich froh über diesen verlegerischen Schachzug. Cry Baby hat mir nämlich - bis auf den grausamen deutschen Titel - sehr gut gefallen. Fast noch besser sogar, als Gone Girl.

Der Roman fällt zu Beginn vor allem durch seinen gewollt schnodderigen und derben Ton auf. Ich kann mir vorstellen, dass der nicht Jedermanns Sache ist, mir hat er aber ausgesprochen gut gefallen. Er passt zu Hauptcharakter und Erzählerin Camille, die vor allem durch ihren Alkoholkonsum und die in ihre Haut geritzten Wörter beeindruckt. Die derbe und ironische Sprache passt gut zu ihr. Um über die brutalen Morde an zwei jungen Mädchen zu berichten, muss sie in die ihr verhasste Kleinstadt Wind Gap zurück, in der sie ihre verkorkste Kindheit verbracht hat.

Neben der Sprache sticht das Personal ins Augen. Eigentlich sind alle verrückt. Scheinbar niemand der ein einfaches und normales Leben führt. Da sind Camilles überenpfindliche, beliebte und reiche Mutter, die ihre Liebe ungerecht unter ihren Kindern verteilt. Der inner abwesend wirkende Stiefvater. Die erst 13-Jährige Halbschwester Amma, die zwei Gesichter zu haben scheint: Liebe Tochter und frühreife Luder. Und dazwischen verstörende Szenen und die ermordeten Mädchen. Diese gewisse Überzeichnung passt zur Stimmung. Es wirkt nicht übertrieben. Eher mein man das Unheil zu spüren, das über der eindringlich beschriebenen Kleinstadt schwebt.

Durch die auffälligen und wirklich interessanten Charaktere und die spannende Story macht es einfach Spaß den Thriller zu lesen. Bis auf ein, zwei winzige Längen gegen Ende mochte ich Cry Baby gar nicht aus der Hand legen. Sogar die Mordfälle werden genial aufgelöst.

Cry Baby liest sich flüssig und leicht. Es ist ein spannender Roman, der mit einigen Überraschungen aufwartet. Die Sprache und der Ton des Romans bringen zusätzlich Spaß. Hauptcharakter Camille ist eine interessante Frau mit Geschichte, der man gerne durch die Kleinstadt Wind Gap folgt. Ich bin rundum zufrieden und beeindruckt, wie wandelbar Gillian Flynn in Sprache und Thema ist. Allen Flynn-Fans sowie Krimi- und Thrillerliebhabern kann ich Cry Baby wärmstens empfehlen.

Kommentare

UJac kommentierte am 13. Oktober 2014 um 21:48

Gut zu wissen! Ich traue diesen "Erstlingen" nach einem großen Erfolg auch nie über den Weg... :-)