Rezension

Lustig

Sülze hilft gegen alles außer Heimweh - Moritz Baumstieger

Sülze hilft gegen alles außer Heimweh
von Moritz Baumstieger

Bewertet mit 4 Sternen

Moritz zieht nach München, nachdem er sich im Kölner Karneval in Julia verliebte. Da er aber einfach in den Tag hineinlebt und seine Verprechen nicht einhaelt, setzt sie ihn vor die Tür.

Moritz kennt nur den Gemüsehändler und den Metzger Karl Wedl. Dieser verschrobene Fleischer nimmt den Neu - Single bei sich auf. Karl, der seiner verstorbenen Frau Sarah hinterhertrauert, und die  Welt via Wurst erklärt, ist Moritz' Rettung. Denn Moritz beginnt zu arbeiten - als Rikschafahrer, Wies'n - Kellner, P1-Türsteher, im Museum, auf dem Viktualienmarkt ... Karl kommt zwar auf allerlei irre Ideen, findet aber durch Moritz wieder ins Leben ( Stichwort: "Chinaknacker " bzw. "Vietwurst"). Und Moritz hat Hoffnung auf ein Revival mit Julia, die aber leider nach Köln ziehen muss.

Zum Gehalt: Der Roman ist eine heimliche Liebeserklärung an München, sehr plastisch geschrieben und mit liebenswerten Figuren versehen. Der Urmünchner entpuppt sich manchmal doch als Zugereister :)

Das Ganze ist ein wenig skurril, aber immer lesenswert. Nie langweilig. Karl z.B. ist kein "richtiger" Metzger: 

"Nie in meinem Leben wollte ich Metzger werden. Aber mein Vater wollte das."

Es gibt im Roman auch eine feine Ironie, die mir sehr gefallen hat. Es ist kein tumbes "Haha-Lustig- Buch", sondern recht intelligent geschrieben. Einen Stern Abzug gebe ich für die sehr ins Detail gehenden Erklärungen zum Metzgerhandwerk, die mir too much waren. Der Autor wollte aber diesen Effekt erzielen, da er manchmal fast genüsslich Ekliges beschreibt.

Sehr gut gefallen hat mir aber die optische Aufmachung des Romans, Schriftgrösse, Druck,Kapitelüberschriften ( erinnerte mich an ein altes Kochbuch). Darüber hinaus ist der Roman in sich einfach unheimlich stimmig. Dies findet man selten. Der Humor ist ebenfalls unschlagbar gut: 

"....Ihrer Sprache nach zu urteilen, gehörte sie dem alten ostpreussischen Adel an, der ab 1933 seine Liebe zu alpenländischer Kleidung entdeckt hatte."

Fazit:

 Der Roman ist ein Roman über die Freundschaft, über's Lernen im Leben, über München und die Liebe.

Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und sehr zügig gelesen. Nach der Lektüre hatte ich direkt Lust, in den Freistaat zu fahren.