Rezension

Metzger-Philosophie vom Feinsten

Sülze hilft gegen alles außer Heimweh - Moritz Baumstieger

Sülze hilft gegen alles außer Heimweh
von Moritz Baumstieger

Bewertet mit 4 Sternen

Schöner hätte man es nicht beschreiben können, wie ein Kölner in München lebt und erlebt wird. Mir gefällt der Wortwitz dieses Buches sehr gut. Keine abgedroschenen Phrasen (wie beispielsweise bei einem Oliver Pocher), sondern passende Situationskomik - und das in allen Lebenslagen. Sogar, als es Moritz mies geht, weil seine Beziehung zu Julia schiefgelaufen ist. Auch Karl, der Metzger, ist herzerfrischend mit seinen Lebensweisheiten und seiner Freundlichkeit, der aussieht, wie Albert Einstein und auch hin und wieder so spricht. Unbeschreiblich witzig, wie er Moritz die Kaninchen-Lügen-Formel erklärt! Die einzelnen Kapitel sind durchnumeriert und starten auf einer "Metzgereiwand" - einer "gekachelten" Seite. Netter Gag!

Wer aufgeschlossen ist, erfährt so einiges über München und lernt, wie diverse Wurstsorten hergestellt werden. Auch wenn Moritz viele Fehler macht, muss man ihn mögen. Schließlich ist er nicht Herr seiner Sinne, weil er Julia so sehr nachtrauert. Und Karl geht es nicht viel besser, er vermisst Sarah. Vielleicht verstehen die beiden sich gerade deshalb so gut: es trennen sie einige Jahre, aber der Liebeskummer vereint sie.

Moritz Baumstieger schreibt lockerflockig, ohne Gefühle mit den Füßen zu treten. Die Kapitel sind relativ kurz, sodass man das Buch notfalls auch in kleinen Etappen lesen kann - wenn man es denn schafft, es auch mal aus den Händen zu legen. Mir fiel das nicht leicht! Wieviel davon autobiografisch ist, lässt sich nur erahnen, aber es ändert ja auch nichts daran, wie amüsant und liebevoll das Buch ist.

Nein, anspruchsvolle Lektüre ist dieses Buch nicht, aber das möchte es ja auch gar nicht sein. Es möchte witzig und lustig sein und den Leser zum Lachen bringen. Wer nicht gerade ein Sauertopf ist, der wird auch köstlich amüsiert sein. Tiefgründig ist es vielleicht auf den ersten Blick nicht, aber wer mit dem Herzen sieht und schon einmal tiefen Liebeskummer gehabt hat, der wird verstehen, was der Autor sagen wollte und stellt dann fest: da stecken sehr viele wirklich hilfreiche Lebensweisheiten drin.

Einzig die letzten zwei, drei Kapitel sind etwas schlecht geraten. Man hat den Eindruck, der Autor hatte die Lust verloren und wollte nur schnell zum Ende kommen. Sicher ist vieles autogiografisch, da hätte das Ende sicher etwas phantasievoller werden können.

Fazit: Wer nicht alles bierernst sieht, aber auch mal einen weisen Rat annehmen kann, der wird mit diesem Buch einige wunderschöne Lesestunden haben!