Rezension

Ménage à trois?

Die Sache mit Rachel -

Die Sache mit Rachel
von Caroline O’Donoghue

„Das kann ich dir nicht erzählen. Es ist nicht meine Geschichte.“ (S. 391)

Beinahe hätte es diese Rezension nicht gegeben, denn ich habe mehrfach überlegt, das Buch abzubrechen. Caroline O’Donoghue verlangt ihren LeserInnen viel ab. Die Sprache ist roh, manchmal regelrecht vulgär und auch die beschriebenen Szenen (Oralsex mitten am Tag auf einer öffentlichen Straße) waren zum Teil grenzwertig. Zudem wählt sie eine ungewöhnliche Erzählweise: Rachel scheibt rückblickend in aneinandergereihten Episoden auf, was sie 2009 – 2011 als Studentin in Irland erlebt hat. Damals lernte sie in dem Buchladen, indem sie arbeitete, James kennen. Er ist schamlos, lästert über alles und jeden – und hat meist recht. Und er will sie als Mitbewohnerin, weil er sich alleine keine Wohnung leisten kann. Auch zusammen reicht es nur für eine versiffte Bruchbude, in die sie heutzutage keinen Fuß mehr setzen würden. Aber sie waren jung, pleite und eh viel unterwegs.

Als James mitbekommt, dass sie in einen ihrer Professoren verliebt ist, organisieren sie eine Lesung für ihn mit dem Ziel, dass Rachel ihn danach verführt. Doch es kommt anders.

 

Ich dachte aufgrund des Klappentextes, dass es um eine Beziehung / Affäre Rachels mit ihrem Professor geht, aber stattdessen steht ihre Freundschaft mit James im Mittelpunkt. Der hat eine große Klappe und viele Ängste, weil er im katholischen Irland nicht zu seiner Sexualität stehen kann bzw. will. Doch als der Konten dann endlich platzt, ist sein Leben wie ein Rausch. Er verbringt nie zwei Nächte mit dem gleichen Mann – bis auf eine Ausnahme.

Rachel hingegen lernt bald Carey kennen, dessen animalische, dreckige Art sie anmacht – weil sie sich in ihm wiedererkennt. Und obwohl diese Beziehung alles andere als gesund ist, hält sie lange daran fest.

Trotzdem wirken nach außen James und Rachel wie ein Paar, das nichts zwischen sich kommen lässt. Alle Hochs und Tiefs werden gemeinsam verarbeitet, eventuelle Partner bleiben dann außen vor.

Und auch wenn Rachels moralischer Kompass auf keine Fall meinem entspricht, konnte ich sie verstehen und ihre Beweggründe nachvollziehen bzw. fand diese gerechtfertigt, als sie eine Chance nutzt und zum Schaden von jemand anderem weiterkommt. 

 

Aber nicht nur mit ihrem Schreibstil, auch mit den Themen polarisiert die Autorin sicherlich. So kaufen Rachel und James lieber synthetische Drogen (weil die billig sind) als Essen und schnorren bzw. klauen regelmäßig Alkohol und Kippen.

Zudem geht es beim Thema Irland natürlich auch Religion und Abtreibung, um die Wirtschaftskrise und Trost- und Hoffnungslosigkeit der Bevölkerung, verschleierte Selbstmorde und die Abwanderung der Jüngeren nach Großbritannien oder Amerika.