Rezension

Mitreißende Fantasy in fesselnder Umgebung – eine (Lese-)Reise in eine andere Welt

Helles Land -

Helles Land
von Mary E. Garner

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Lichteiche blüht nur alle ca. 300 Jahre und bringt dann 12 Samen hervor. Diese Sprösslinge wachsen rasend schnell und sind für das Refugium überlebenswichtig, weil deren Blätterdächer die zerstörerische Kraft der zwei Sonnen filtern. Ohne diesen Schutz kann es kein Überleben geben. Clay, 38 Jahre alt, dem Dorf der Schirmer angehörend, ist die Erwählte des Heiligen Baumes. Sie und ihre Schülerin Camille sind die einzigen, die den Standort dieses überlebenswichtigen Baumes kennen. Eines Tages kommt eine Delegation der reichen Türmer zum alljährlichen Besuch und plötzlich verschwinden Parrett (Clays Gefährte) und Sir Osk (ein hochrangiger Türmer). Wurden sie entführt? Womöglich von den Savannah Dwellern (Wüstenbewohner)? Mit welchem Ziel? Clay macht sich auf die Suche nach Parrett, begleitet von Camillie. Unterwegs stoßen sie auf Avem – eine Obediantin (gentechnisch im Labor gezüchtete Hilfskraft der Türmer). Anfängliche Skepsis wandelt sich bald in Vertrauen und Freundschaft. Die drei treffen in Savannah auf Jonn, der ihnen zwar hilft, aber doch auch etwas zu verbergen hat - und auf viele Gefahren und Tücken. Letztlich kommen sie hinter die Verschwörung, die hinter allem steckt und wollen diese bekämpfen – zum Wohle aller Lebewesen im Refugium.

Wald, Wüste, Stadt – hier wird eine Welt mit absolut gegensätzlichen Lebensgrundlagen gezeichnet, was sehr fesselnd ist. Sämtliche Schauplätze werden detailreich beschrieben, ich habe mich zeitweise richtiggehend hineinversetzt gefühlt. Die fremden Pflanzen und Tiere, die unterschiedlichen Lebensformen, die Gaben der Schirmer (mit Pflanzen oder Tieren kommunizieren) und deren achtsame, wunderbar sanfte Lebensweise, die ruppige Art der Svannah Dweller, die täglich ums Überleben kämpfen, die eher misstrauischen, egoistischen Türmer in ihrer Riesenstadt. All das sowie das Setting und die einzelnen Charaktere sind so bildhaft und greifbar und haben echte Sogwirkung. Die spannende Story tut das ihre dazu. Es geht um Machtgier, um Reich und Arm, um Vertrauen, um Unterdrückung und um den Schutz der Natur. Verpackt in eine echt fesselnde Fantasystory mit tollen Ideen.

Was mir sehr gut gefallen hat ist, dass die Hauptfigur, Clay, eine 38jährige gestandene Frau ist und kein super junges Ding, dass zu Heldin avanciert. In meinem Herz haben sich vor allem die süße Obediantin Avem mit ihren großen Händen und jeweils 7 Fingern verwurzelt und auch Lady Dench, die resolute, wunderbar gezeichnete ältere Türmerin mit ihrer polternden Art und ihrem großen Herzen. Überhaupt: alle Charaktere sind so detailliert beschrieben und machen es einem daher leicht, mit ihnen mitzufiebern.

Der Anfang war für meinen Geschmack ein bisschen zu langatmig und hätte gern knackiger sein können. Doch dann geht es in die Vollen und es wird sehr spannend und mitreißend. Daher vergebe ich sehr gute 4,5 von 5 Sternen.