Rezension

Monolog über eine Suche

Alicia verschwindet - Matthias Sachau

Alicia verschwindet
von Matthias Sachau

Bewertet mit 2 Sternen

Alicia und Robert sind beste Freunde (platonissch, natürlich) – und dann verschwindet Alicia plötzlich. Einfach so.Von heute auf morgen. Und keiner weiß, warum. (Vielleicht war das auch besser so … eventuell wäre Robert sonst in lautes Lachen ausgebrochen, wäre verwirrt gewesen, dass DAS tatsächlich der Grund war und hätte sich wieder seinem Leben zugewandt.) Nun ja, auf jeden Fall macht sich Robert auf die Suche (das „spannende Abenteuer“ aus dem Klappentext habe ich immer noch nicht gefunden) und dann beginnt auch schon die Geschichte.

Robert erzählt einem Freund von der Suche nach Alicia, und da liegt auch der Knackpunkt. Die Suche ist mehr oder weniger abgeschlossen, der Leser bekommt also jetzt nur noch die lauwarme Version serviert, und das in einem ziemlich anstrengenden Monolog. Da geht leider jegliche Spannung verloren, nach der habe ich eine Hälfte lang vergeblich gesucht, und irgendwann war es mir auch ziemlich egal, was nun mit Alicia war. Wurde sie entführt? Hatte sie eine vorpubertäre Anwandlung von Eifersucht und „er muss mir zeigen, dass er mich liebt, indem er mich sucht“? Ist sie mit jemandem durchgebrannt? Brauchte sie eine Pause? Als sich dann schließlich der wahre Grund herausgefiltert hat … bämm. Einatmen. Ausatmen. Warum macht eine erwachsene Frau so etwas? Das kann doch wohl nur in einer erfundenen Geschichte passieren. Einatmen. Ausatmen.

Ab hier – Mini-Spoiler.

Einen Stern gibt es, weil ich es mag, wenn es in Büchern um Bücher geht. Hier ist leider ein totaler overflow. Wer sich nicht so gut in den Geschichten von Emil Bronte und Edgar Allen Poe auskennt, der wird keinen „Ratespass“ haben, muss sich alles vorkauen lassen und die Zusammenhänge ziemlich an den Haaren herbeigezogen finden. So wie ich. Statt dass Alicia sich so ein Konstrukt zusammenbaut, und sogar noch Angst hat, dass Robert nicht durchsteigt, wäre es nicht effizienter gewesen mit ihm zu sprechen? Aber vielleicht gibt es noch einen zweiten Teil … ein Heiratsantrag in ebendiesem Schnitzeljagd-Stil, den Alicia dann ihrer Mutter erzählt? Das wäre wenigstens konsequent.

Einen weiteren Stern gibt es für Robert. Dass er letzten Endes alles ertragen hat. Dass er immer weiter gesucht hat, obwohl alle seine Versuche letzten Endes in Sackgassen endeten. Dass er Alicias Hinweise nicht verstanden hat. So wie ich. Damit kann ich mich identifizieren. Und dass er Alicia nicht sagt, wie kindisch und unnütz das alles war. Dass er selbstkritisch ist und dass ihm trotz allem etwas an Alicia liegt. Das muss belohnt werden.

Leider fand ich den Aufbau und den Erzählstil sehr anstrengend. Ziemlich oft habe ich mich dabei erwischt, wie ich den ein oder anderen Absatz überspringen wollte. Die Geschichte plätschert nur vor sich hin, es gibt kein Drama, keine Spannungskurve, es ist einfach nur eine Erzählung über jemanden, der jemanden sucht. Vom Klappentext hatte ich mir mehr versprochen.