Rezension

Nicht Biene Maja, sondern Biene Flora

Die Bienen - Laline Paull

Die Bienen
von Laline Paull

Ihr Name ist Flora 717, und sie ist eine Arbeitsbiene. Sie gehört zur Putzkolonne und damit zur untersten Kaste, und sie ist außergewöhnlich: Größer und kräftiger und sprechen kann sie auch. Normalerweise würde eine solche Abweichung mit dem Tod bestraft, doch eine ranghohe Biene schützt sie und weist sie als Experiment den Fütterern der Kinderstube zu. Im Laufe des Buches erhält Flora verschiedene Aufgaben und füllt nach und nach alle Rollen im Bienenschwarm aus. Bis sie schließlich ein Ei legt, und das ist streng verboten: Nur die Königin darf sich fortpflanzen...

Dieses Buch vermittelt viel Sachwissen über Bienen: Mit Floras unterschiedlichen Aufgaben lernt der Leser die Spezialisierung im Bienenstock kennen. Gleichzeitig werden die Bienen menschlich dargestellt, und damit wird das Buch auch zu einem Gleichnis über das Leben in einer traditionellen, festgefügten Gesellschaft, in der ein Ausbruch aus der vorgegebenen Rolle nur unter großen Problemen möglich ist.

Trotz allem konnte mich das Buch nicht wirklich fesseln. Flora wird als interessanter Charakter geschildert, mit dem ich als Leser mitfühlen kann. Doch die anderen Bienen bleiben in ihrer Persönlichkeit zu blass - was hat Schwester Salbei zu ihrem Experiment bewegt? Die Sammlerin Linde 500, Frau Bibernelle, Herr Linde und andere Bienen bleiben zu sehr am Rande. Das entspricht zwar den Lebensbedingungen im Bienenstock, in dem nicht das Individuum, sondern nur der Schwarm zählt, aber als Leser hätte ich mir mehr Persönlichkeiten gewünscht, mit denen ich mich identifizieren kann.