Rezension

Nicht unbedingt für eingefleischte Krimifans, aber für Leute, die die Blogs der Autorinnen und heitere Kriminalfälle mögen

Der Altmann ist tot - Frl. Krise, Frau Freitag

Der Altmann ist tot
von Frl. Krise Frau Freitag

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt:
Der Mathelehrer Günther Altmann ist tot. Angeblich von der Treppe an der Reichstagskuppel gestürzt. Doch Altmanns Kolleginnen Frl. Krise und Frau Freitag sind sich sicher: Ein fitter Kerl wie der Günther fällt doch nicht einfach ne olle Treppe runter und stirbt! Schnell reift die Idee, es könne sich hier um Mord handeln. Immerhin ließ Günther zu Lebzeiten nichts anbrennen und war bei vielen, auch bei den Schülern, sehr unbeliebt. Und wieso ist Kollegin Schirmer so fertig mit der Welt? Hatte die etwa was mit ihrem Kollegen? Aber der war doch verheiratet und sollte bald Vater werden? Allerdings sieht seine junge Frau gar nicht sooo traurig aus und tröstet sich schnell mit ihrem Fitnesstrainer. Irgendwas stimmt doch da nicht! Frl. Krise und Frau Freitag betätigen sich neben dem alltäglichen Schulwahnsinn immer mehr als Hobby-Kommissarinnen – und plötzlich stecken die beiden neugierigen Lehrerinnen mir nichts, dir nichts tiefer im Mordfall Altmann drin, als ihnen lieb ist.

Meine Meinung:
Viele kennen Frl. Krise und Frau Freitag bereits durch ihre erfolgreichen Blogs und die Bücher, die die beiden (einzeln) veröffentlicht haben. Darin erzählen sie von ihrem Schulalltag an einer Problemschule. Dass die beiden sich jetzt zusammengetan und einen Krimi geschrieben haben, finde ich eine lustige Idee. Da ich seit ca. 2 Jahren Frl. Krises Blog verfolge, wollte ich dieses Buch unbedingt lesen.

Die Sprache ist recht einfach, aber lebendig mit viel wörterlicher Rede, und das Buch liest sich flüssig und schnell. Suboptimal fand ich allerdings den ständigen Perspektivenwechsel. Frl. Krise und Frau Freitag wechselten sich mit dem Erzählen ab, wobei es auch öfter vorkam, dass eine der beiden mehrere Leseabschnitte übernahm. Zwar konnte man so den beiden bei ihren Ermittlungen auch getrennt folgen. Aber wer jetzt gerade erzählt, konnte man immer nur aus dem Kontext erschließen, was mich manchmal etwas verwirrte, v. a. wenn die beiden zusammen auftraten.

Natürlich lebt auch dieses Buch von den Ereignissen in der Schule, allen voran von den Dialogen mit den Schülern, die immer wieder erheiternd sind, auch wenn es ein bisschen gemein ist, über den Slang und die mangelnde Bildung der meist türkischstämmigen Schüler zu lachen. Sie sind ja trotzdem oder vielleicht gerade deshalb irgendwie alle liebenswürdig. Doch hier stehen die Schüler ausnahmsweise mal nicht im Vordergrund, und zumindest in der 1. Hälfte des Buches gab es für meinen Geschmack zu wenige Dialoge mit ihnen. Aber dies ist ja auch ein Krimi, in dem Frl. Krise und Frau Freitag im Mittelpunkt stehen und nicht die Schüler. Frl. Krise und Frau Freitag sind sympathische Figuren, denen man gerne beim Ermitteln zuschaut... äh... liest. Auch die Nebenfiguren muss man mögen: Männe und Freund, die aber auch nur untätig daheim herumsitzen dürfen und ihre unvernünftigen Weiber (erfolglos) zur Vernunft bringen wollen. Die verschiedenen Lehrerkollegen, vom Streber bis zum Faulenzer alles dabei. Die Schüler, die ihre Lehrer zur Weißglut treiben, dann aber auch wieder furchtbar lieb sein können. Und natürlich Onkel Ali, der gutmütige Ladenbesitzer, der von den beiden Möchtegern-Miss Marples auch noch unschuldig mitten in den Ermittlungsstrudel gezogen wird.

Die Geschichte lebt von zahlreichen Zufällen. Immer dann, wenn Frl. Krise und Frau Freitag ratlos sind oder die Puzzleteile nicht richtig zusammensetzen können, fliegen ihnen quasi die nächsten Hinweise durch Zufall zu. Dies wirkte auf mich oft stark konstruiert und übertrieben. Ich hätte mir da etwas weniger Zufälle gewünscht, um die Geschichte weniger künstlich wirken zu lassen. Dennoch blieb wirklich bis zum Schluss offen, wer nun wirklich der Täter war, was ich persönlich sehr gut fand und für den fehlenden Spannungsbogen entschädigte.

Ansonsten waren die beiden Ermittlerinnen sehr einfallsreich, um an die Informationen zu kommen, die ihnen nicht gerade zufällig in den Schoß fielen, und scheuten weder Kosten noch Mühen. Wobei die beiden Damen, allen voran die impulsive Frau Freitag, hier für meinen Geschmack manchmal etwas zu kopflos handelten und sich selbst öfter als einmal in (potentielle) Gefahr brachten.

Liebhaber klassischer, „seriöser“ Krimis werden mit diesem unüblichen Ermittlungsduo vielleicht nicht unbedingt glücklich, aber Fans der beiden Lehrerinnen werden das Buch sicherlich lieben, und auch diejenigen, bei denen der Funfaktor vor dem zu lösenden Fall an sich kommen darf, werden es mögen. Auch wenn man ein paar Dinge hätte besser machen können, hatte ich viel Vergnügen beim Lesen.

Übrigens wird bereits im Klappentext angekündigt, dass es sich hier um den Auftakt einer ganzen Krimireihe handelt. Ich bin schon gespannt auf den 2. Teil und hoffe, dass die Geschichte diesmal ein bisschen weniger konstruiert ist.