Rezension

Packend und aufrüttelnd vom ersten bis zum letzten Wort

Morgen bist du tot -

Morgen bist du tot
von Volker Dützer

Die Geschichte:

Valerie de Crécy ist Investigativ-Journalistin, die in der TV-Sendung „Die Aufdecker“ Lügner und Betrüger enthüllt. Aktuell hat sie den Hellseher Gabriel Nexx auf dem Kieker, dem sie nachweisen will, dass seine Vorhersagen, die sogar Wissenschaftler zweifeln lassen, nur auf Betrug und Täuschung basieren. Obwohl sie erstaunlich genau zutreffen. So verkündet er beispielsweise während einer TV-Show einen Flugzeugabsturz mit 200 Toten, der sich auf die Minute genau noch im Verlauf der Sendung tatsächlich ereignet. Auch der Journalistin sagt er den Tod voraus. Bis dahin bleibt nur wenig Zeit.

Meine Meinung:

Volker Dützer hat sich für diesen Roman intensiv mit zwei Themen beschäftigt und diese perfekt zu einer atemberaubenden Story verwoben: Stalking und Datenklau bzw. Überwachung von Menschen und Manipulation von Datenträgern. Eindrücklich erklärt er, was heute schon alles möglich ist und was in naher Zukunft noch möglich sein könnte. Wie er selbst im Nachtrag erklärt, hat er bei der Neubearbeitung seines Romans, die Erstauflage kam 2007 mit dem Titel „Nexx: Die Spur“ auf den Markt, festgestellt, was sich seit damals von der Fiktion zur Realität gewandelt hat.

Auch wenn die Story der Fantasie des Autors entsprungen ist und die Personen erfunden sind, beim Lesen überkommt einen stellenweise das kalte Grausen. Vor allem bei der Vorstellung, was künstliche Intelligenz anrichten kann, wenn sie von den falschen Menschen kontrolliert wird.

Und auch das Thema Stalking mit all seinen Facetten und Folgen hat man, solange man nicht direkt oder indirekt betroffen ist, gar nicht so auf dem Schirm. Auch von daher ist der Roman äußerst interessant. Dass gestalkte Menschen besonders belastet und am Ende nervliche Wracks sind, ist bekannt und auch nachvollziehbar. Wie perfide Stalker aber vorgehen, dass sie ihren Opfern eben nicht nur an jeder Ecke auflauern und sie mit Anrufen und Briefen bombardieren, wird einem eigentlich erst so richtig klar, wenn man den Roman gelesen hat.

Dützer hat einen sehr packenden und bildhaften Schreibstil. Er zieht seine Leser vom ersten Wort an tief in die Geschichte und lässt sie nicht mehr los. Und nach dem Motto „Wenn’s noch nicht gut ist, ist es auch nicht zu Ende“, hat er seinen Roman in zwei Teile gegliedert, wobei der erste Teil auf einen traurigen Tiefpunkt zusteuert und der zweite dramatisch endet. Wie gesagt: Vom ersten bis zum letzten Wort.

Die Charaktere, die der Autor zeichnet, haben mir sehr gut gefallen. Der vordergründig charismatische, gutaussehende Gabriel Nexx, der lediglich durch seine kalte Eleganz und den stechenden Augen einen Blick in seine Psyche gibt, verschleiert so vieles, was sukzessive ans Tageslicht kommt. Valerie de Crécy ist so darauf aus, ihn bloßzustellen, dass sie wie in einem Tunnel nicht bemerkt, was um sie herum vorgeht. Und dann sind da noch Lenny Koriatis, der griechischstämmige Polizist, der Valerie helfen möchte und Sanchez, der als Hacker Zugang zu Daten und Rechnern bekommt, die für Valerie und Lenny wichtig und nützlich sind, der aber auch Zusammenhänge der künstlichen Intelligenz so erklärt, dass auch der unwissende Leser begreift, welche Möglichkeiten – gute wie schlechte - hier verborgen liegen.

Fazit: Volker Dützer hat einen Thriller veröffentlicht, der den Leser von Anfang an packt und aufrüttelt. Im Verlauf der Geschichte legt er falsche Fährten und baut Wendungen ein, die selbst erfahrene Thriller-Leser immer wieder überraschen. Der Spannungsbogen wird durchgängig hoch gehalten, ohne übertrieben auf Action und Drama zu bauen.

Meine Leseempfehlung: Klare fünf Sterne. Vor allem, weil der Roman auf zwei wichtige Themen aufmerksam macht und den Leser regelrecht wachrüttelt.