Rezension

Thriller mit Potential

Morgen bist du tot -

Morgen bist du tot
von Volker Dützer

Bewertet mit 5 Sternen

Wird Stalking durch Digitalisierung einfacher?

Von Volker Dützer hatte ich bisher zwei hervorragende historische Romane gelesen: „Die Unwerten“ und „Die Ungerächten“. Nun wollte ich seine „Eignung“ als Thriller-Autor mal mit „Morgen bist du tot“ testen (ich glaube, dieses Buch ist bereits unter dem Titel „Nexx – Die Spur“ erschienen, aber ganz sicher bin ich nicht) – ich wurde nicht enttäuscht...

Um bei diesem Thriller nicht zu viel zu verraten, werde ich nur eine ganz kurze Inhaltsbeschreibung geben: Valerie de Crécy ist eine taffe Enthüllungsjournalistin für die Sendung „Die Aufdecker“. Sie möchte den schillernden Hellseher Gabriel Nexx enttarnen, sie ist felsenfest davon überzeugt, dass er ein Schwindler und Lügner ist. Bei einer Veranstaltung rettet sie ihm (ungewollt durch Zufall) das Leben, deshalb ist „der große Meister“ bereit, ihr ein Exklusiv-Interview zu gewähren... Valerie ahnt jedoch nicht, dass Gabriel Nexx sie bereits seit längerem in seinem Fokus hat und sie schon überwacht. Die Situation eskaliert und Valerie bittet den Polizisten Lenny Koriatis um Hilfe. Da Gabriel Nexx bereits Valeries Todestag öffentlich vorhergesagt hat, bleibt nur wenig Zeit... So viel zum Inhalt, jedes Wort mehr wäre Zuviel...

Mir war Valerie anfangs nicht besonders sympathisch, ich gebe zu, dass ich kurz gedacht habe, sie habe die dramatischen Ereignisse inszeniert, um ihre Popularität zu steigern...Aber dann wurde deutlich, dass der Autor ganz bewusst dieses Mittel benutzt hat: gerade Stalking-Opfern wird häufig nicht geglaubt, da die Stalker die Begebenheiten in das Gegenteil verdrehen, so dass es immer wieder zu „Aussage gegen Aussage“ kommt... Deshalb ist bei den polizeilichen Ermittlungen die Glaubwürdigkeit des Opfers von großer Bedeutung – und das hat sich leider auch nach der Reformierung des Stalking-Paragrafen nicht maßgeblich verändert... Im Roman findet Valerie in Lenny einen Polizisten, der ihr glaubt, also ist die 1. Hürde schon mal genommen... aber die Beweislast ist schwierig!

Denn hier kommt der 2. Aspekt dieses Romans zum Tragen: die Digitalisierung unserer Zeit, wie schnell wir Daten weitergeben, häufig ohne nachzudenken – so ist es auch Valerie passiert... Und die Kombination zwischen Stalking und Zugriff auf persönliche Daten erweist sich als hochexplosiv und sehr gefährlich!

Ich bin in der Digitalisierungstechnik ein „echtes Landei“, auf dem Gebiet sind mir sicherlich 10-jährige Kinder weit Voraus...aber ich konnte dem Autor so weit folgen, dass wir alle in unserem täglichen Leben viel zu gedankenlos mit unseren Daten umgehen, uns zu wenig Gedanke um Datensicherheit machen. Vielleicht existiert (noch) nicht jede von Volker Dützer beschrieben Möglichkeit des „Datenklaus“, aber ich denke, sie KÖNNTE durchaus vorhanden sein – oder es wird sie in absehbarer Zukunft geben!

Ein Thriller, der durchaus Potential hat, über den Inhalt nachzudenken und den ich nicht sofort nach dem Zuklappen vergessen konnte – also einiges mehr als normale Thriller als Unterhaltungsromane und „Gänsehaut-Erzeuger“ zu bieten haben... Also wird Herr Dützer mir nicht nur mit seinen historischen Romanen in Erinnerung bleiben, sondern mit einem intelligenten Thriller, der mich beschäftigt hat! Und deshalb kann und möchte ich ihn auch gern weiterempfehlen!