Rezension

Packende Familiengeschichte mit einem guten Schuss Exotik

Die Jasminschwestern - Corina Bomann

Die Jasminschwestern
von Corina Bomann

Bewertet mit 5 Sternen

Schon wenn man das Buch in der Hand hält, ahnt man, was einen erwartet – denn die liebevolle Gestaltung des Covers mit Jasminblüten und einem stimmungsvollen Foto berührt die Sinne. Ein kleines Highlight setzt schon vor dem Lesen der Blütendruck auf dem Buchschnitt. Auch das gehörte für mich bei diesem Roman zum Leseerlebnis dazu.

Inhaltlich hat mich die Geschichte anfangs trotz der sehr visuellen Erzählweise noch nicht ganz gepackt – aber vielleicht lag das auch am Thema, denn die ersten Seiten erzählen von einer jungen Frau (Melanie), deren Freund nach einem Autounfall ins Koma fällt. Um nach Wochen der Ungewissheit über ihn und die Zukunft wieder einen klaren Kopf zu bekommen, besucht Melanie ihre Großmutter und Ur-Großmutter auf ihrem Anwesen in Brandenburg. Und dort beginnt die Geschichte der Jasminschwestern…

Um Melanie wieder ins Gleichgewicht zu bringen, erzählt die hochbetagte, aber sehr rüstige Urgroßmutter Hanna, die aus Saigon stammt, ihr die bewegte Geschichte ihres Lebens – und der Leser reist mit ihr durch die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts und über den halben Erdball.

Corina Bomann erzählt diese Geschichte so, dass man sich darin verlieren kann. Man spürt die Hitze Saigons, riecht den exotischen Duft der Garküchen und kann Hannas und Thans Sehnsucht nach einer Perspektive verstehen. Man flieht mit Hanna, wird gefangen genommen, verschleppt und flieht erneut, man kämpft mit ihr im Berlin der goldenen Zwanziger um eine Existenz. Dieser Abschnitt hat mir am besten gefallen, denn die Autorin beschwört darin den Zauber und die Lebenslust der Großstadt herauf. Hanna als Garderobiere eines Ballhauses sieht viel Glitzer und Glamour, kennt aber auch die Schattenseiten des Lebens.

Man findet zusammen mit Hanna die große Liebe… die ihr leider nicht lange vergönnt ist. Und doch findet sie erneut einen Weg, sich in der Welt zu behaupten – diesmal in Paris.

Das abenteuerliche Leben von Hanna bildet den Hauptteil der Geschichte, ihre Schwester Than ist eher eine Randfigur – weshalb ich den Titel leider nicht so hundertprozentig als passend empfunden habe. Die Geschichte an sich war aber trotzdem so packend, dass sie mir wunderschöne Lesestunden beschert hat – was soll ich da anderes vergeben als fünf Sterne… :-)