Rezension

Packender und abgründiger Thriller vor dem aktuellen Hintergrund des Krieges in der Ukraine

Overkill - Tod der Schwalben -

Overkill - Tod der Schwalben
von Astrid Korten

Bewertet mit 5 Sternen

Mit diesem Thriller legt die Autorin Astrid Korten den dritten Band ihrer Reihe Overkill rund um die Münchener Ermittlerin Mo Celta vor. Nachdem sie Band 2 noch zusammen mit Eva-Maria Silber verfasst hat, ist dieser Band wieder alleine ihrer Feder entsprungen. Geblieben ist aber eine spannende und ziemlich komplexe Geschichte, die einen tief in die menschlichen Abgründe blicken lässt und so eine unheimliche Wucht entfaltet.

Man braucht hier grundsätzlich keine Vorkenntnisse aus den ersten beiden Bänden, um die Geschichte lesen und nachvollziehen zu können. Alle dafür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Zudem nimmt Mo Celta diesmal, wie schon in Band 1, eher eine tragende Nebenrolle ein. Der Hauptpart wird hingegen von neuen Charakteren bestritten. Um die Entwicklung von Mo Celta und die eine oder andere eingestreute Anspielung auf vorangegangene Ereignisse in Gänze genießen zu können, empfiehlt es sich aber schon, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Mo Celta nimmt an einem Austauschprogramm der EU-Ermittlungsbehörden in Kiew teil und ermittelt dort an der Seite von Polizeihauptmann Felix Bojko. Dass es ihr in Wahrheit darum geht, Hinweisen zum Verbleib ihrer Schwester Elisa nachzugehen, die angeblich im Donbass untergetaucht ist, verrät sie ihrem neuen Partner allerdings nicht. Als in der Geisterstadt Pripyat, die mitten im Sperrgebiet rund um den Reaktor in Tschernobyl liegt, die verstümmelte Leiche eines jungen Mannes gefunden wird, müssen Mos private Pläne aber erst einmal hintenanstehen. Bei dem Toten handelt es sich um den Sohn des russischen Ex-Ministers Kanyukov. Und da der den ukrainischen Ermittlungsbehörden nicht traut, schickt er den Polizisten Alexej Markow, der in Pripyat aufgewachsen ist, von Moskau aus in die Ukraine, um den Mörder zu finden und zu töten. In den Wirren des gerade erst begonnenen russischen Angriffskrieges beginnt für Felix und Alexej, die getrennt voneinander ermitteln, ein Rennen gegen die Zeit, denn der Mörder verfolgt einen perfiden Plan und hat längst weitere Opfer ins Visier genommen.

Mit einem packenden Schreibstil, einem perfekt funktionierenden Spannungsbogen und äußerst vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen treibt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte voran und sorgt dafür, dass man das Buch beim Lesen gar nicht mehr aus der Hand legen will. Darüber hinaus bietet sie zahlreiche überraschende Wendungen auf, die das Geschehen immer wieder in eine neue Richtung lenken, bis man nach einem fulminanten Showdown schlussendlich eine überzeugende Auflösung präsentiert bekommt, die keine wesentlichen Fragen offenlässt und noch einen besonderen Knalleffekt auf Lager hat. Kurze Kapitel aus den immer wieder wechselnden Perspektiven von Felix und Alexej sorgen für ein hohes Erzähltempo, dass einen immer tiefer in das Geschehen hineinzieht, so dass man den Abgründen der Protagonisten mit jeder Seite einen Schritt näherkommt. Der Krieg in der Ukraine und die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl mit all ihren Folgen bieten dabei eine ziemlich düstere Kulisse für die Geschichte, die dem Buch so auch seinen ganz besonderen Stempel aufdrückt.

Ich kann dieses Werk jedem Liebhaber von spannenden und abgründigen Trillern nur wärmstens empfehlen, mich konnte der dritte Band der Reihe auf jeden Fall erneut auf ganzer Linie überzeugen und begeistern.