Rezension

Perfekter Aufbau moderner Fantasy

A Song of Wraiths and Ruin. Die Spiele von Solstasia -

A Song of Wraiths and Ruin. Die Spiele von Solstasia
von Roseanne A. Brown

Bewertet mit 5 Sternen

Mir hat „A Song of Wraiths and Ruin“ ganz hervorragend gefallen, weil das Buch verstanden hat, wie man einen modernen Fantasyroman baut.

Mir hat „A Song of Wraiths and Ruin“ ganz hervorragend gefallen, weil das Buch verstanden hat, wie man einen modernen Fantasyroman baut.

Das Wichtigste ist das Fundament, auf das die Autorin ihre Geschichte stellt. Sie verlässt sich dabei auf in der Literatur bewährte Strukturen und Muster: zum Beispiel eine Liebe, die nicht sein darf, eine Rettungsmission, die in Lebensgefahr bringt und ein Erbe, das schicksalhafte Geheimnisse birgt. Auf dieser soliden Basis erschafft sie dann ihre eigene spannende Fantasiewelt.

Malik und Karina sind darin die Protagonisten und erzählen die Geschichte abwechselnd. Malik stammt aus ärmsten Verhältnissen. Er reist mit seinen Schwestern in die Hauptstadt Ziran auf der Suche nach Frieden und einer Zukunft. Doch dort raubt ihm ein böser Geist seine kleine Schwester und verlangt das Herz der Königin für ihre Freiheit. Karina hingegen herrscht über Ziran. Sie braucht dringend das Herz eines Königs um ihrer Mutter wiederzubeleben. Für beide sind die Spiele von Solstasia die einzige Gelegenheit ihre Ziele zu erreichen – und den jeweils anderen zu töten.

Damit gibt das Buch dem altbekannten System der Fantasygeschichte einen neuen Anstrich und liefert alles, was in diesem Genre gerade als modern gilt:

Die Atmosphäre und vor allem die Magie ist düster, gefährlich und schwer greifbar. Es wird Raum geschaffen für politische Intrigen und verhohlene Gesellschaftskritik. Gleichzeitig treibt das Buch die Handlung und Geschehnisse in einem hohen Tempo voran, bei dem kleinere Ungereimtheiten schnell unter einem vielschichtigen Putz verschwinden. Moderne Fantasy erzählt keine Epen mehr. Eine Dilogie reicht. In zwei Büchern wird eine eigene Welt so dicht, detail- und abwechslungsreich wie möglich destilliert. Dabei setzt das Buch Stein für Stein eine komplexe Welt zusammen, deren Form sich erst nach und nach erschließt. Manche Entwicklungen lassen sich erahnen, doch die Geschichte überzeugt mich immer wieder mit Überraschungen und einem durchdachten Gesamtbild.

Sie kreiert eine eindrucksvolle Kulisse, in der die vielfältige Landschaft Afrikas aufeinander trifft – von der Wüste bis zum Urwald, den kleinen Bergdörfern bis zu den wachsenden Handelszentren. Natürlich spielt –  wie in jedem neuerem Fantasyroman – auch in diesem Buch eine Mauer eine wichtige Rolle. Davon abgesehen verbaut die Autorin in ihrem Werk auch eine sehr persönliche Note: sie schöpft Inspiration aus verschiedensten afrikanischen Kulturen und Erzählungen.

Modern macht das Buch aber auch seine Figuren, die es mit ihrer eigenen, charakterstarken Art beleben: Sie alle haben ihre Abgründe und Fehler. Dadurch werden sie menschlich, nahbar und emotional. Die Autorin zeichnet sie fein und facettenreich .

Insgesamt wird das gesamte Buch so plastisch erzählt, dass ich die Geschichte lebhaft vor Augen hab. Am Ende steht das Buch wie ein verschnörkeltes, exotisches Schloss vor mir und ich kann mich für einige unterhaltsame und spannende Lesestunden in dessen Anblick verlieren.