Rezension

Rau, Wild und Ungezähmt ! Dieses Buch hat mich durch & durch überrascht und mein Herz berührt !

Das Herz der Kämpferin - Adrienne Young

Das Herz der Kämpferin
von Adrienne Young

Bewertet mit 5 Sternen

Es passiert nicht oft, das ich mich bereits schon auf den ersten paar Seiten Hals über Kopf in eine Geschichte verliebe. Bei "Das Herz der Kämpferin" war das aber der Fall und ich kann gar nicht anders als eine Leseempfehlung auszusprechen und zu sagen: Lest dieses Buch, es ist so unglaublich schön !

Wobei "schön" jetzt vielleicht auch der falsche Ausdruck ist, denn die Geschichte ist in einer längst vergangenen Zeit angesiedelt, in der die Menschen barbarische Gewohnheiten hatten und eines ihrer größten Vergnügen war, sich gegenseitig zu bekämpfen. Adrienne Young entführt uns in den Norden Europas, wenn ich raten müsste, dann würde ich sagen, wir befinden uns in Norwegen. Das Setting ist rau und wild und kalt,die Figuren sind echte Nordmänner ( und -frauen ), stürmische Krieger und abergläubische Überlebenskämpfer.

Eelyn ist eine Aska. Seit Kindesbeinen ausgebildet um sich alle paar Jahre im Aurvanger in die Schlacht gegen die Riki zu werfen und so viele von ihnen zu töten, wie sie nur kann.
Doch diese Schlacht soll anders verlaufen, denn mitten auf dem Schlachtfeld, da glaubt sie eine Erscheinung zu haben. Sie sieht ihren totgeglaubten Bruder Iri, der Seite an Seite mit einem Riki kämpft.

Eelyn lässt dies keine Ruhe und als sie Iri auch am nächsten Tag erblickt, folgt sie ihm und stolpert in den Riki Fiske, der sie warnt, sie möge umdrehen und ihnen nicht nachkommen. Doch Eelyn entscheidet sich anders und diese Entscheidung kommt sie nicht nur für den Moment teuer zu stehen, sondern verändert auch ihr ganzes Leben.

Adrienne Young hat einen wahnsinnig packenden Schreibstil, der mich direkt nicht mehr losgelassen hat. Sie schreibt so anschaulich und temporeich, weckt dabei viele verschiedene Emotionen im Leser, das man sich wünscht die Geschichte möge nicht so schnell enden.

Eelyn wirft sie immer wieder in einen inneren Zwiespalt, sie muss viele Entscheidungen treffen, für sich selbst, für ihre Zukunft, für ihre Familie und ihren Stamm. Plötzlich ist der verlorengeglaubte Bruder zurück, doch wie soll sie reagieren, das er einfach ein neues Leben begonnen hat und nie zu den Aska zurückgekehrt ist ? Für beide Stämme ist der Glauben an die jeweiligen Götter ( Sigr und Thora ) ein starkes Instrument, sie glauben daran, das Dinge vorherbestimmt sind und halten an ihren Gewohnheiten und Gepflogenheiten fest. Als plötzlich eine von beiden Stämmen gefürchtete Gruppe skrupelloser Krieger auftaucht, da wird Eelyn zum Bindeglied zwischen den Aska und den Riki.

Ich will nicht so sehr ins Detail gehen um nicht unnötig zu spoilern, aber die Geschichte, so viel kann ich sagen, ist großartig, weil sie endlich mal anders ist, als alles was es derzeit im Genre Jugendbuch so gibt.

Die Handlung ist mitreißend und hitzig durch das Temperament der einzelnen Figuren und die wiederum enthüllen, je weiter man liest, immer neue Seiten an sich. Sie sind nicht nur die wilden Krieger, sondern haben so unglaublich viele Facetten. Was ihnen allen im Blut brodelt ist die Leidenschaft. Wenn sie kämpfen, dann tun sie das mit Hingabe, aber genau so lieben sie zum Beispiel auch.

Denn, oh ja, natürlich gibt es auch in diesem Roman eine Liebesgeschichte, doch auch die ist anders, als man das erwarten würde. Sie kommt schleichend und irgendwie düster, dafür so eindringlich und pur, das ich dachte, mir explodiert jeden Moment das Herz.

Ihr merkt schon, dieses Buch hat es mir echt angetan. Und das hat es wirklich. Es war eine erfrischende Abwechslung, eine Geschichte die trotz durchaus vorhandener, altbewährter Rezepte, auch etwas ganz Neues war und von dem ich mir unbedingt mehr wünschen würde.

Ausgerechnet dieses Mal ist es jedoch ein Einzelband, auch wenn die Autorin laut Goodreads derzeit an einem neuen Buch schreibt, das wohl irgendwie mit Eelyns Geschichte verbunden sein wird. Ich bin gespannt und werde die Augen offen halten.

Noch eine Anmerkung am Schluß: Zu Beginn da habe ich ein kleines Glossar vermisst, denn es gibt viele Begriffe, die man nicht kannte, alles sehr nordisch versteht sich. Nach einer Weile hat mich das allerdings nicht mehr gestört, weil das meiste davon selbsterklärend ist oder sogar kurz erklärt wird.

"Das Herz der Kämpferin" war für mich ein Lese-Highlight und ist deshalb meine Monatsempfehlung im Oktober 2018 für Euch !