Rezension

Regt trotz blasser Nebencharaktere zum Nachdenken an

Das Meer der Seelen 01. Nur ein Leben - Jodi Meadows

Das Meer der Seelen - Nur ein Leben
von Jodi Meadows

Bewertet mit 3.5 Sternen

An diesem Buch hat mich besonders die Idee gereizt, die zweifellos sehr faszinierend ist. Eine Gemeinschaft aus exakt tausend Seelen wird seit Jahrtausenden immer und immer wieder in verschiedenen Körpern wiedergeboren, jeder kann sich an seine vorherigen Leben erinnern, was ganz neue Voraussetzungen schafft. Bis Ana anstelle von Ciana geboren wird - eine Neuseele, die nicht in der Datenbank ist und anscheinend noch nie gelebt hat.

Was das Setting angeht, handelt es sich anscheinend um eine andere Welt. Zusammen mit Ana erkundet der Leser eine Gesellschaft, die sich durch die Voraussetzungen in einer faszinierenden Situation befindet. Auch bezüglich der Geschichte bietet die Autorin interessante Ansätze.

 

Die Ich-Erzählerin Ana wäre in unserer Welt ein ganz normaler Mensch, in ihrer ist sie jedoch ein Außenseiter, da sie alles neu lernen muss und in einer Gemeinschaft, die Erinnerungen und Erfahrungen tausender Jahre teilt, außen vor ist. Somit hinkt sie zwar unausweichlich hinterher, zu meiner Freude fällt das aber nicht allzu sehr ins Gewicht. Ansonsten ist sie eine ganz normale Jugendliche in einer unnormalen Welt, was bei einem Leser der normalen Welt sofort erste Sympathie weckt.

Sie ist impulsiv (wie Sam so schön sagt) und durch die Jahre bei ihrer gehässigen „Mutter“ Li auch verletzlich und hat Angst, abgestoßen zu werden. Das wird begleitet von einer leichten Bitterkeit, da sie die Einstellung von Li, sie sei nichts wert, teilweise übernommen hat. Dadurch glaubt sie auch nicht, jemand könnte sie ernsthaft mögen.

Dennoch verbirgt sich in Ana Stärke. Im Verlauf der Handlung entwickelt sie sich weiter und diese Entwicklung hat auch einen hohen Stellenwert in der Geschichte.

 

Infolge der Umstände ist die Liebesgeschichte eher ungewöhnlich - ich meine, man muss erst mal mit der Vorstellung klarkommen, dass der Love Interest in seinen vorherigen Leben nicht selten auch mal eine Frau gewesen ist. ^^

Ansonsten entwickelt sie sich aber nachvollziehbar und wird zu meiner Erleichterung auch nicht wirklich kitschig.

 

Die Nebencharaktere sind zwar meist liebenswert, noch (?) aber eher blass. So verspürt man als Leser durch ihren abwertenden, ja, erniedrigenden Umgang mit Ana eine natürliche Abneigung gegen Li, eine wirkliche Tiefe entwickelt diese aber nicht und bis zum Schluss blieb sie in meinem Kopf das ferne Bild einer bösen, aber blassen Mutter. Auch andere Nebencharaktere wurden zu wenig ausgearbeitet und ich hoffe, dass sich das in den Folgebänden ändert.

Der Schreibstil ist sowohl fesselnd als auch humorvoll. Im Übrigen ist auch Musik einer der zentralen Aspekte, da Ana von dieser angezogen wird.

 

Das Buch regt zum Nachdenken an. Neben generellen Fragen der Bedeutung von Reinkarnation werden auch Bereiche wie die Bedeutung von Seele und Äußerem sowie die Wertschätzung des Lebens angesprochen - denn es wird deutlich, dass die Menschen in dieser Welt sich darauf verlassen, immer wieder zu reinkarnieren, während das Leben für Ana eine viel größere Bedeutung hat.

 

Fazit: Sehr faszinierende Idee, die zum Nachdenken anregt; eine vielschichtige Protagonistin als Außenseiterin in einer interessanten Welt, ansonsten aber leider blasse Charaktere