Rezension

Sehr eingängiger Thriller mit Ehrenplatz im Bücherregal

Liebes Kind - Romy Hausmann

Liebes Kind
von Romy Hausmann

Bewertet mit 5 Sternen

Ihr Leben lang lebte Hannah in einer Hütte im Wald. Ihr Vater hat sich um alles gekümmert. Um ihr Essen, um frische Luft aus dem "Zirkulationsapparat" und vor allem darum, dass niemand einen Fuß vor die Tür setzt. Hannah und ihrer Mutter gelingt eines Tages die Flucht - Direkt vor ein fahrendes Auto und ins Krankenhaus.

Zum Inhalt:

Hannah, 13 Jahre alt, und ihrer Mutter gelingt die Flucht aus der Hütte im Wald. Dies war bis jetzt ihr skurriles zu Hause. Ihr Leben in der Hütte folgte strengsten Regeln. Ihre Mahlzeiten, ihr Tagesablauf, ja sogar die Toilettengänge mussten haarklein eingehalten werden. Rausgehen ? Unmöglich. Sie waren Gefangene des Familienvaters, der sich um alles kümmert. Auch darum, dass seine Kinder immer eine Mutter haben. 

Mein Eindruck:

Dieser Thriller ist anders. Romy Hausmann beginnt ihre Geschichte an einer Stelle, an der andere Thriller zu Ende gehen würden. Dieses Versprechen des Verlages geht voll auf.
Aber nicht nur das. Dieser Thriller ist im Vergleich auch besonders eindringlich und erschreckend geschrieben. Dies mag vor allem an dem immer präsenten Gefühl liegen, dass das Beschriebene genauso passieren und erlebt werden könnte. Die Hilflosigkeit der Protagonisten nimmt den Leser direkt mit. 
Herausragend herausgearbeitet sind die verschiedenen Perspektiven der handelnden Charaktere. Besonders unter die Haut geht die dreizehnjährige Hannah, die in ihrem Leben nur die Enge der verschlossenen Hütte im Wald erlebt hat und nun mutig in eine für sie ganz andere und ungewohnte Welt eintreten muss. Auch die Sicht der Mutter lässt real mitfühlen und mitleiden. Alles in allem sind die Figuren dieses Thrillers beispielhaft realistisch und beeindruckend beschrieben. Ihre Schicksale kann der der Leser unmittelbar miterleben.
Während die Handlung an sich schnell erzählt werden könnte, wechselt Romy Hausmann immer wieder zwischen einer Vielzahl an teils sehr bedrückenden Rückblenden und Spannungselementen in der erzählten Gegenwart. Beides wirkt beeindruckender Weise aus einem Guss. Ihre Rückblenden wirken stets wie lebende Erinnerungen der Charaktere und sind niemals fehl am Platz. 
Der Schreibstil und die häufigen Wechsel der Perspektiven unterstützen die Dramatik der verschiedenen Figuren und den ungewöhnlichen Verlauf der Geschichte. 

Fazit:

Ein beeindruckender und tiefgehender Thriller, der sich durch seine tragischen Figuren und die außergewöhnliche Erzählweise einen Ehrenplatz im Bücherregal zu Recht verdienen wird.