Rezension

Sehr ergreifende Geschichte!

Als der Sommer eine Farbe verlor - Maria R. Heinitz

Als der Sommer eine Farbe verlor
von Maria R. Heinitz

Ein Familiendrama aus der Sicht eines kleinen Mädchens.

Am Ende eines herrlichen Sommertages im Jahr 76 endet für Bénédicte ihre glückliche Kindheit, sie findet ihre geliebte Mutter Aimee in einer Blutlache im Bad. Selbstmordversuch!
Innerhalb kurzer Zeit zieht Emil Baron mit seinen Kindern von Hamburg nach Sprede in der westfälischen Provinz wo ihm die Leitung eines Sanatoriums angeboten worden ist. Sie beziehen ein großes Haus neben der Klinik.
Emil ist überfordert mit dem Familienleben und stürzt sich in seine Arbeit, er überlässt Bénédicte den Haushalt und den kleinen Bruder.Sie kümmert sich um ihren kleinen Bruder und übernimmt die Mutterrolle für den Kleinen. Die beiden erkunden das Haus und dessen Geheimnisse, ernähren sich von Ravioli, die ihnen ihr Vater kistenweise mit nachhause bringt.
So ziehen sich die Sommerferien hin, der Haushalt verwahrlost, die Kinder vermissen ihre Mutter. Doch ihre Fragen werden weder vom Vater noch von Mamique, ihrer Großmutter beantwortet. Bénédicte ist unglücklich und gibt sich die Schuld an allem.
Erst als die beiden Kinder beim Überqueren einer Ampel einen Unfall verursachen, beschließt Emil eine Haushälterin einzustellen. Und er entdeckt, das Bénédicte eine "Rotblindheit" hat, was er auf ihr Trauma schließt. Er schickt sie zu Frau Fritzi, einer Psychologin für Kinder.
Die Schule beginnt, und für Bénédicte und Marcel ändert sich vieles. Gertrude kommt ins Haus und kümmert sich um die beiden, mit gesundem Essen und sonntäglichen Kirchgang versucht sie den beiden eine geregeltes Leben zu geben. Bénédicte lernt Susie kennen, die sie mit ihrer unbekümmerten Art aus ihrer Lethargie lockt.
Diese Geschichte, aus der Sicht eines kleinen Mädchens erzählt, ist mir sehr ans Herz gewachsen. Der krasse Schnitt, den ihr Leben gemacht hat, als sie ihre Mutter fand und die daraus folgenden Gedanken und Ängste von Bénédicte, konnte ich gut nachfühlen. Sie flüchtet sich in ihre eigene Welt, aus der sie nur herauskam, wenn ihr kleiner Bruder sie brauchte oder ihre geliebte Großmutter zu Besuch war.
Doch Schritt für Schritt entdeckt sie das Leben und die Freundschaft, lernt wieder unbekümmert zu lachen, wird neugierig und verliebt sich.

Ein wunderschönes Buch - ein ergreifendes Familiendrama, dessen Ursprung schon Ende des Krieges begann.
©locke61