Rezension

Sehr gelungener historischer Roman über die Hexenprozesse in Rheinbach.

Der Hexenschöffe - Petra Schier

Der Hexenschöffe
von Petra Schier

Meine Meinung

Es ist schon viel zu lange her, dass ich ein Buch von Petra Schier gelesen habe und deswegen habe ich mich umso mehr auf ihren neuen historischen Roman gefreut. Und der kam genau zur richtigen Zeit, denn momentan interessiere ich mich sehr für die Hexenverfolgung. Normalerweise liest man immer nur davon, dass Frauen verbrannt wurden, nie aber, dass genauso gut Männer auf dem Scheiterhaufen gelandet sind. Das war für mich komplett neu und ich finde es schade, dass dies in anderen Büchern nie angesprochen wurde.

Die Autorin hat mal wieder eine tolle Recherchearbeit abgeliefert und so erfährt man nicht nur vieles über die Hexenprozesse in Rheinbach, sondern auch einiges über die Foltermethoden, die Machenschaften des Hexencommissarius und über das Brauchtum des Mailehens.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, hauptsächlich jedoch aus der Sicht von Hermann Löher, von seinem ältesten Sohn Bartel und von Margarete.
Hermann Löher steht dabei im Vordergrund und ich finde es unglaublich mutig, wie er sich damals gegen den Hexencommissarius gewehrt hat. Für ihn war es sehr gefährlich Widerworte zu geben und sich für die vermeintliche Hexen einzusetzen, denn er hätte selber dafür brennen können und hat letztendlich seine gesamte Familie in Gefahr gebracht. Trotzdem, hätten sich damals viel mehr Menschen den selbsternannten Richtern in den Weg gestellt, wären niemals so viele unschuldige Menschen verbrannt worden.
Sein Sohn Bartel ist genauso ein Hitzkopf und hat das Herz am rechten Fleck. Er ist ebenfalls hilfsbereit, was ihn in eine misslige Lage bringt. Und hier kommt Margarete ins Spiel, die ich am Anfang überhaupt nicht leiden konnte. Mit der Zeit erfährt man jedoch immer mehr über ihr Leben und ihr Umfeld, so dass sie mir richtig sympathisch wurde und letztendlich tat sie mir furchtbar leid. Gerade zum Ende hin, haben mir die Szenen mit ihr mit am besten gefallen.

Ich finde es toll, wie die Autorin die historischen Fakten über Hermann Löher und die Hexenverfolgung in Rheinbach aufbereitet und daraus einen Roman geschrieben hat. So hatte man teilweise das Gefühl gerade live dabei zu sein. Trotzdem hat mir etwas bei dem Buch gefehlt und manche Stellen waren ein wenig langatmig. Es konnte mich nicht so überzeugen, wie z.B. “Die Eifelgräfin” oder “Die Gewürzhändlerin”.

Fazit

Petra Schier entführt den Leser mit einem sehr gelungenen historischen Roman über die Hexenprozesse in Rheinbach ins Mittelalter. Tolle Charaktere, durchdachte Handlung, hervorragender Schreibstil, aufwendige Recherchearbeit, aber das Buch hatte für mich ein paar Längen.