Rezension

So eine tolle, tiefgründige Geschichte mit vielen spannenden Details zur Frauenrechtsbewegung

Die Rebellinnen von Oxford - Unerschrocken -

Die Rebellinnen von Oxford - Unerschrocken
von Evie Dunmore

Bewertet mit 5 Sternen

Bereits der erste Teil der „Rebellinnen von Oxford“ hatte mich komplett überzeugt, auch wenn die Geschichte bis dato noch gar nicht so rebellisch war. Dies ändert sich nun mit der Fortsetzung in jedem Fall. Lucie Tedbury ist eine wahre Kämpfernatur und steht vollkommen hinter der Frauenrechtsbewegung. Als Frau, die geerbt hat, setzt sie sich stark für die Reform des Eigentumgesetzes ein und zieht es vor nicht zu heiraten, da eine Heirat den Verlust ihrer Unabhängigkeit bedeuten würde. Als sie jedoch gezwungen wird in einem Verlagshaus mit dem nervigen Tristan Balletine zusammenzuarbeiten, muss sie ihre Ansichten überdenken.

Bei diesem Buch fand ich Lucie besonders faszinierend. Als wohlhabende Frau muss sie nicht erst um ihre Freiheit kämpfen, sondern sie hat bereits Freiräume. Mit dem Ruf einer alten Jungfer und noch schlimmer als Suffragette wird sie zwar von der Gesellschaft nicht unbedingt herzlich willkommen geheißen, aber sie hat deutlich mehr Möglichkeiten als andere Frauen. Ihre Gedanken zur Ehe fand ich an vielen Stellen sehr fortschrittlich und auch in der heutigen Zeit wird das einige Frauen bewegen.

Über Lucies Sicht fließen darüber hinaus einige Details zu der tatsächlichen Frauenbewegung in die Geschichte mit ein. Ein paar Fakten fand ich so kurios, dass ich sie gegoogelt habe und feststellen konnte, dass die Autorin hier sehr gut recherchiert hat. Soweit ich das beurteilen kann, entsprechen die Fakten wirklich alle der Wahrheit. So gab es 1881 eine Bewegung, die sich dafür eingesetzt hat, dass die Unterwäsche einer Frau nicht mehr als 1,5 Kilogramm wiegen darf. Der Roman kann einen somit sogar etwas weiterbilden.

Den männlichen Hauptcharakter mochte ich auch, obwohl er mir zunächst etwas unnahbar vorkam. Ballentine ist ein Lebemann schlechthin. Er musste sich nie groß um irgendetwas Sorgen machen und konnte bis dato auch der Notwendigkeit einer Heirat entgehen. Durch ihn trifft der Leser auch auf andere bedeutende Persönlichkeiten der Oxforder Gesellschaft, wie den jungen Oscar Wilde. Seine Sicht stellt einen großen Kontrast zu Lucies eher ernsthaften Figur da. Somit wird die Geschichte noch einmal deutlich aufgelockert und bekommt mehr Facetten. Schön ist bei Ballentine, dass es nicht so unbeschwert ist, wie es zunächst den Anschein hat. Er ist kein flacher Charakter, sondern hat ebenfalls eine komplexe Hintergrundgeschichte. Hier hat die Autorin wieder viel Arbeit - die sich sehr gelohnt hat - in die Ausgestaltung aller Figuren gesteckt.

Auch wenn ich es mir nicht hätte vorstellen können, hat mich die Fortsetzung noch mehr begeistert als den Auftakt der Rebellinnen von Oxford. Es ist eine wunderschöne, tiefgründige Geschichte, die zudem noch gute Einblicke in die Frauenrechtsbewegung liefert. Ich bin restlos begeistert und freue mich schon riesig auf den nächsten Teil.