Rezension

Spannender zweiter teil

Töchter des Glücks -

Töchter des Glücks
von Maria Nikolai

Bewertet mit 5 Sternen

„...Friedvoll lag der Morgen über dem See. Sein blassgelbes Licht tanzte auf den kleinen sich kräuselnden Wellen und kündete von einem neuen Tag, der im Osten angebrochen war...“

 

Mit diesen Sätzen beginnt die Handlung nach dem Prolog. Doch die Stimmung täuscht. Wir befinden im Jahre 1918. Noch tobt der Erste Weltkrieg. Aus dem Lindenhof ist ein Lazarett geworden.

Die Autorin hat einen stimmigen und spannenden historischen Roman geschrieben. Obwohl ich den ersten Teil nicht kenne, hatte ich kein Problem der Handlung zu folgen. Trotzdem würde ich künftigen Lesern empfehlen, mit Band 1 zu beginnen.

Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Sachliche Erklärungen, romantische Szenen, fesselnde Aktionen und blumige Beschreibung der Landschaft am Bodensee sind nur einige Elemente der Handlung.

Im Mittelpunkt steht Lilly. Sie hat vor kurzem Arno geheiratet, den Erben einer Seifenfabrik in Stuttgart. Während eines Bombenangriffs war sie in der Stadt. Das Geschehen hat nicht nur den Tod ihrer Schwiegereltern zur Folge, sondern auch bei ihr Spuren hinterlassen. Sie ist nach Lindenhof zurückgekehrt.

Doch ihr Vater macht ihr klar, dass ihr Platz in Stuttgart ist, zumal ihr Mann an der Front ist. Um die Seifenfabrik kümmert sich Fritz, ein Onkel ihres Mannes. Der erweist sich als sehr fortschrittlich. Er fördert und fordert Lilly und zeigt sich aufgeschlossen für ihre Pläne.

 

„...Deine Idee ist durchaus interessant, und ich möchte sie keinesfalls ablehnen. Probiere dich ruhig aus, behalte aber die Seifen im Blick...“

 

In einem zweiten Handlungsstrang lerne ich die Welt der Spionage kennen. In Frankreich hat man ein raffiniertes System aufgebaut, um über die Bewegungen des deutschen Heeres zu informieren.

 

„...Linke und rechte Maschen als binäres System einzusetzen, ist schlichtweg genial. Zumal Stricken eine harmlose Frauenarbeit ist...“

 

Eines Tages sucht Felix in der Seifenfabrik um Arbeit nach. Er wird eingestellt und erweist sich als Gewinn für das Werk. Dass es allerdings zwischen ihm und Lilly zu knistern beginnt, ist ein unerwünschter Nebeneffekt.

Sehr genau wird beschrieben, wie Seife in der damaligen Zeit hergestellt wurde. Gleichzeitig wird deutlich, dass man geschickt improvisieren muss, wenn im Krieg gewisse Rohstoffe nicht zur Verfügung stehen.

Doch im Jahre 1920 steht plötzlich Arno vor der Tür. Schon zuvor hatte Fritz seinen Neffen so charakterisiert:

 

„...Fritz kannte Arno als von sich selbst überzeugten Heißsporn. Von der Mutter verhätschelt, vom Vater streng erzogen, hatte er früh gelernt, seinen Willen durchzusetzen...“

 

Wie hat ihn der Krieg verändert? Kann er mit seiner selbstbewussten Frau umgehen? Wird er die Entscheidungen und Veränderungen, die durch Fritz geschehen sind, akzeptieren?

Ein Personenverzeichnis und ein Glossar ergänzen das Buch.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Dazu beigetragen haben nicht zuletzt die inhaltsreichen Gespräche und das Einbeziehen historischer Personen.