Rezension

Spannung von der ersten bis zur letzten Seite!

Das Dorf der Lügen - Barbara Wendelken

Das Dorf der Lügen
von Barbara Wendelken

Bewertet mit 5 Sternen

Polizeikommissarin Viktoria Engel kommt frisch von der Polizeiakademie und gehört erst seit wenigen Wochen zum Team des  Polizeireviers in Martinsfehn. In dieser Zeit hat sie es allerdings geschafft, fast allen männlichen Kollegen den Kopf zu verdrehen. Revierleiter Renke Nordmann beobachtet das mit gemischten Gefühlen. Eines Abends geht auf dem Revier ein Hinweis ein, dass sich auf dem Claasen Hof jemand herumtreibt. Viktoria Engel und ein männlicher Kollege fahren los, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Bei der Ankunft ist es dunkel und regnerisch. Die Sichtverhältnisse sind extrem schlecht. Die unerfahrene Polizeibeamtin gerät in Panik und erschießt völlig grundlos den sechzehnjährigen Rouven Kramer. Da Viktoria klar ist, dass ihre Karriere, die ja kaum begonnen hat, durch diese Überreaktion bereits wieder beendet ist, entschließt sie sich dazu, den anwesenden Kollegen zur Vertuschung der Ereignisse zu überreden. Viktoria weiß genau, wie sie dabei vorgehen muss und deshalb konstruiert der Kollege schließlich  gemeinsam mit ihr eine Notwehrsituation. Im Ort war Rouven allerdings sehr beliebt. Die Dorfbewohnern hegen ihre Zweifel am Tathergang. Es hat außerdem den Anschein, als ob eine geheimnisvolle Zeugin die Ereignisse am Claasen Hof beobachtet hat. Doch diese Person meldet sich nicht bei der Polizei. Als wenig später ein weiterer Mord geschieht, der das Geschehen um Rouvens Tod nachstellt, breiten sie Angst und Misstrauen in dem kleinen Ort aus......

"Das Dorf der Lügen" beginnt mit einem Prolog, der bereits die ersten Fragen aufwirft. Man kann nicht einordnen, wer genau dort  seine Eindrücke und Gedanken schildert. Im Verlauf der Handlung denkt man oft an die Ereignisse im Prolog zurück und versucht verzweifelt, sie richtig einzuordnen. Dabei gelingt es der Autorin hervorragend falsche Spuren auszulegen, denen man allzu bereitwillig folgt.

Auch die eigentliche Handlung startet bereits sehr interessant. Man lernt kurz die Beamten vom Polizeirevier in Martinsfehn kennen und bekommt einen Eindruck davon, mit welchen Manipulationen es der jungen Polizeikommissarin Viktoria Engel gelingt, stets im Mittelpunkt zu stehen. Dann geht bereits der Anruf ein, der Viktoria Engel und ihren Kollegen Oliver Dellbrink auf den Claasen Hof führt. Die Situation wird so intensiv geschildert, dass man sich die unwirtlichen Gegebenheiten lebhaft vorstellen kann. Die Dunkelheit des Novemberabends und die regnerische Kälte hat man dabei bildlich vor Augen. Die Angst schleicht sich langsam zu Viktoria und ein vollkommen falsch gedeuteter Warnhinweis vom Kollegen Dellbrink sorgt dafür, dass die Situation eskaliert. Bereits jetzt ist man mitten im Geschehen und verfolgt gebannt den weiteren Verlauf. Die aufgebaute Spannung kann durchgehend gehalten werden. Denn durch unvorhersehbare Wendungen und Ereignisse, die man kaum glauben mag, entwickelt sich der Regionalkrimi nach und nach zu einem wahren Pageturner. Selbst kurz vor Schluss ist man noch hin- und hergerissen und weiß nicht genau, was man nun eigentlich glauben soll.

Doch nicht nur die Spannung überzeugt in diesem Krimi, sondern auch die Charaktere. Sie wirken glaubhaft und lebendig und ihre Handlungen nachvollziehbar. Sie wecken Sympathien, aber auch spontane Abneigungen. Denn in diesem Krimi kommt einiges ans Tageslicht. Dadurch kann man mühelos in die Handlung eintauchen und gemeinsam mit den Akteuren auf Spurensuche gehen.

Mir hat dieser Krimi sehr gut gefallen. Ich habe mich von der ersten, bis zur letzten Seite spannend unterhalten und regelrecht mit den Charakteren mitgefiebert. Barbara Wendelken hat für mich den Ort und seine Bewohner zum Leben erweckt, sodass ich mich nur schwer vom Gelesenen lösen konnte. Überraschende Wendungen und ergreifende Ereignisse haben dafür gesorgt, dass ich die Erzählung geradezu verschlungen habe. Ich vergebe deshalb begeisterte 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!