Rezension

Spektakuläre Ganovinnengeschichte mit zuviel Personal

Mayfair House -

Mayfair House
von Alex Hay

Bewertet mit 3 Sternen

"Von Musselin kriege ich Zahnschmerzen"

London, zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Der schwerreiche Mr. de Vries ist verstorben, einzige Erbin ist seine Tochter, die jetzt die riesige Villa allein bewohnt – so allein, wie man mit Heerscharen von Dienern eben lebt. Sie will sich schnellstens verheiraten und plant eine gigantische Party. Doch Miss de Vries ist keineswegs die einzige Tochter des reichen Mannes, und schon gar nicht die einzige Verwandte. Und so verfolgen die Dienstboten des Hauses eigene Pläne.

Besonders gut gefallen haben mir die weiblichen Hauptpersonen. Eigentlich handeln hier nur Frauen, und sie sind selbstbewusst und mutig bis zur Kühnheit. Aber es sind einfach zu viele: Zu viele wichtige Personen, zu viele komplexe Beziehungen, die das Geschehen beeinflussen und somit zu viele scheinbar gleichwertige Handlungsstränge, denen ich schließlich kaum noch folgen konnte. Mir fehlte eine Gewichtung, ein Fokus. So kam auch keine rechte Spannung auf, und für bloße Unterhaltung ist die Geschichte zu komplex. Schade. Doch es gibt eine Menge toller Ideen, was die Selbstinszenierung der Reichen betrifft. Auch Elend und Armut werden hier gezeigt und wie sich die nicht so reichen Leute so durchschlagen. Denn diese sind die Hauptpersonen. Doch eine charakterliche Entwicklung konnte ich nicht erkennen. Dafür stand wieder das Geschehen und die Frage, ob das Geplante denn gelingt, zu sehr im Mittelpunkt.

Fazit: Dies ist weder ein Spannungsroman noch eine Charakterstudie. Man hätte mehr draus machen können, auf dreimal so vielen Seiten.