Rezension

Tolle Collegeromance mit kleinen Schwächen

The Memories We Make -

The Memories We Make
von Maya Hughes

Bewertet mit 4 Sternen

Ich liebe Collegeromanzen und ich liebe Plots wie diesen. Dementsprechend freudig habe ich auf dieses Buch gewartet und es förmlich verschlungen!

Seph wächst sehr abgeschottet von gleichaltrigen Kindern auf, da ihr Vater immens hohe Erwartungen an sie stellt. Ihr Studienjahr an der Fulton University ist ihre persönliche Auflehnung und für das i-Tüpfelchen auf dieser, erstellt sie eine Liste mit ersten Malen, die sie bis zum Ende des Studienjahres erfüllen möchte. Lauter Dinge, die ihren Vater zur Weißglut treiben würden. Nacktbaden, betrunken sein, das erste Mal haben... Durch eine Verwechslung kommt es letztendlich dazu, dass Footballer Reece ihr bei ihrer Liste helfen möchte - aber Verlieben und Sex gehört nicht zu den Dingen, bei denen er ihr hilfsbereit zur Seite stehen möchte, denn sein Ziel ist die große Karriere als Profisportler und da hat Liebe einfach keinen Platz.

Man liest die Geschichte aus der Perspektive beider Protagonisten, was meine liebste Art ist, Liebesromane zu lesen, da man einen viel umfangreicheren Eindruck in die Gedankenwelt bekommt.

Seph war mir auf Anhieb sympathisch. Sie ist ein bisschen schrullig, aber total liebenswert. Man könnte meinen, sie sei schüchtern, weil sie so wenig Erfahrung mit Gleichaltrigen hat, aber das ist überhaupt nicht der Fall, was sie nur noch cooler macht. Sie spricht offen, sagt, was sie denkt und scheut nicht davor, "unangenehme" Fragen zu stellen. Das hat mir wirklich gut an ihr gefallen. Es gibt kein "Oh, ich rede besser nicht mit xyz" und daraus entstehendes Drama. Insgesamt konnte ich mich wirklich gut mit ihr identifizieren, nicht zuletzt, weil ich ihre Einsamkeit aufgrund von fehlenden Freundschaften ziemlich gut nachempfinden kann.

Reece bleibt zu Beginn erstmal ein wenig blass und man erfährt nicht ganz so viel über ihn. Das finde ich in Anbetracht des Plots aber auch okay, da der Fokus erstmal auf Seph liegt. Reece bekommt seine Screentime gen Ende der Geschichte und somit findet ein guter Ausgleich statt. Auch er ist eine sehr sympathische Figur und die Chemie mit Seph ist richtig süß.

Die Story hat ein ordentliches Tempo, was mir persönlich sehr zusagt. Ich mag sowohl Geschichten, die sich viel Zeit lassen, als auch Bücher, die auf unnötige Zwischenszenen verzichten und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Hier würde ich eher zu letzterem tendieren. Trotzdem hatte ich nie das Gefühl, dass irgendwas zu schnell geht. Die Entwicklung, die die beiden zusammen, als auch getrennt durchleben, ist für mich authentisch und nachvollziehbar.

Kritikpunkte gibt es nur kleine und wenige. Einer bezieht sich auch gar nicht auf die Geschichte direkt, sondern eher auf die Form. Die Szenenwechsel sind manchmal nicht eindeutig gekennzeichnet. Zweimal trat der Fall auf, dass Szene 1 unten auf der linken Seite zu Ende war und Szene 2 auf der rechten Seite begann. Da es aber keine Trennung gab, war ich erstmal verwirrt. Das ist jetzt aber auch nichts so tragisches. Inhaltsfehler wie; Sie zieht ihren BH aus und auf der nächsten Seite streicht er an ihm entlang, obwohl der doch schon weg ist, stören da deutlich mehr.

Woran ich mich mehr störte waren zwei simple Sätze, die allerdings dezent sexistisch sind und mir damit im Gedächtnis geblieben sind. Sinngemäß war die Aussage, dass sich ein Charakter wie ein "launisches Mädchen" verhält oder "schon so ist, wie die Mädchen". Meiner Meinung nach kann man auf solche Vergleiche gerne verzichten, da bekannterweise nicht nur Mädchen launisch sind.

Außerdem haben mir die expliziten Szenen nur so semi-gut gefallen. Die waren stellenweise wirklich unpassend beschrieben, mit merkwürdigen Vergleichen und mehr Geschreie als Gestöhne. So wirklich wollte sich das Gefühl von Leidenschaft und Lust nicht zu mir durchringen.

Auf anderen Ebenen konnte mich das Buch emotional allerdings sehr gut erreichen. Die Wut und der Frust über Sephs Vater war deutlich spürbar und auch die Genervtheit, wegen ihrer zickigen Mitbewohnerin Alexa, war stets präsent. Alexa erfüllt ihre Rolle als unsympathische Nebenfigur wirklich grandios und ich gespannt, wie sie uns in den anderen Bänden auf den Keks gehen wird.

Ein weiterer kleiner Kritikpunkt - neben den weirden expliziten Szenen und dem dezenten Sexismus - ist folgender: Seph ist Jungfrau. Das ist völlig okay und damit habe ich auch gar kein Problem. Aber kaum hatte sie das erste Mal Sex, ist sie natürlich eine Göttin und beherrscht alle Praktiken in Perfektion. Warum?! Wieso?! Dürfen Romanfiguren sexuell nichts mehr lernen? Oder unsicher sein? Oder von ihrem Gegenpart gezeigt bekommen, wie man xyz macht, damit es sich gut anfühlt? Ich würde mir an dieser Stelle einfach authentischere Bücher wünschen. Bücher, in denen es okay ist, zu fragen, wie man jemanden befriedigt. Sofort alles können ist unrealistisch und vermittelt in meinen Augen auch ein ziemlich realitätsfernes Bild.

Aber an sich war es das auch schon, was ich an Kritik an diesem Buch habe. Einen weiteren Pluspunkt gibt es dafür, dass die Jungs aus den Fortsetzungen schon so gut mit eingebunden wurden. Man lernt sie nicht nur namentlich kennen, sondern als festen Bestandteil der Geschichte. Es wirkt nicht so, als würden sie mal eben kurz auftauchen, weil sie das als nächster Protagonist eben müssen. Sie haben jetzt schon eine gut ausgefeilte Persönlichkeit und die jeweilige Geschichte wird auch schon teilweise angeschnitten. So bekommt Berk, dessen Story sich später unter anderem um Liebesbriefe handeln wird, gen Ende seinen zweiten Brief zugeschickt, was in mir als Leser natürlich auch schon Neugier auf seine Story weckt. Soll es auch, ist mir klar, aber es ist eben wirklich gut umgesetzt und deutlich besser gemacht, als in anderen Reihen, die sich um einen Freundeskreis drehen. So bekommt man wirklich Lust, die Geschichten von Nix, LJ und Berk ebenfalls zu lesen und sieht sie nicht nur als blasse Nebenfiguren.

Trotz der Kritik hat das Lesen unheimlich viel Spaß gemacht. Der Humor ist klasse und ich musste einige Male lachen. Aber auch emotional hat es mich bewegt und ich habe definitiv einige Gefühle durchlebt.

Eigentlich mag ich Reihen, die sich um einen Freundeskreis drehen, nicht mehr so gerne, weil es oft viel zu ähnlich ist, oder die Figuren schlichtweg langweilig sind. Es gibt wenig Innovatives in der Sparte, weil jeder denkt, er muss mit dem Trend schwimmen und das merkt man an den eintönigen Figuren, die mich schon im ersten Band überhaupt nicht catchen können.

Hier freue ich mich allerdings sehr auf Nix, LJ und Berk, weil alle drei so unterschiedlich sind und ihre Geschichten absolut interessant klingen. Jeder von ihnen konnte mich bereits jetzt schon für sich gewinnen und so verbleibe ich mit viel Vorfreude auf die Fortsetzungen und 4 Sternen für Reece und Seph, weil's einfach viel zu gut war, um weniger zu vergeben.