Rezension

Tolle Geistergeschichte für junge Leser, die aber viele Fragen offen lässt

Lily Frost
von Nova Weetman

Ein spannender Klappentext, der Lust auf eine Spukgeschichte macht. Spannender Spuk war es dann auch, aber mir persönlich etwas zu wenig.

Man sollte im Hinterkopf behalten, dass es sich um ein Jugendbuch handelt und somit eine Geistergeschichte für jüngere Leser. Allzu schwer fällt das nicht, denn der Schreibstil ist in einer "jüngeren" Sprache gehalten, womit auch Ausdrücke wie "boah" zu lesen sind. Das finde ich meist Geschmackssache, aber hier hat es gepasst, da es sich auch um Jugendliche handelt. 

Unnötig fand ich jedoch, dass ziemlich viel in die Klischeekiste gegriffen wurde. Zum einen bezüglich Geistern: kalte Luft, unsichtbare Hände, Flüstern, Gegenstände bewegen... aber das ist in den meisten Geistergeschichten so. Zum anderen allerdings auch die Teenager: der hübscheste Junge flirtet scheinbar mit Lily und ist gleichzeitig der Bruder des beliebtesten und schönsten Mädchen an der Schule, die aber eine Zicke ist und es auf Lily abgesehen hat? Allgemein waren mir diese Geschwister und auch Lilys Bruder zu zweidimensional und ganz klar Randfiguren, denn besonders am Ende scheinen sie nicht mehr interessant. 
Bei Lilys Suche nach der Wahrheit über Tily fühlte ich mich manchmal an die TV-Serie "Ghost Whisperer" erinnert, die ich auch sehr gerne mag. Lily erfuhr unerklärliche Dinge und ging der Sache auf den Grund. Als sie über Tily erfährt, versucht sie immer noch mehr darüber zu erfahren, bis sie sie gefunden hatte. Solche Auflösungen oder Rätsel über Geister unterhalten mich immer sehr gut und ich liebe solche Geschichten. Lily Frost ist dabei keine Ausnahme, doch hat mir der Fluch aus dem Jenseits vom Klappentext gefehlt. Das Problem dieses Romanes ist wahrscheinlich, dass er zu viel verspricht als er halten kann.

Allgemein ist das Ende eigentlich die Enttäuschung des Buches. Die Geschichte liest sich gut, mal mit mehr, mal weniger Spannung, aber dennoch sehr unterhaltsam. Der Schluss kommt allerdings ziemlich schnell und lässt viele Fragen offen. Mich hätte sehr interessiert, wie es Tily ergangen ist und wieso und wie das passieren konnte. Stattdessen bekommt der Leser nur das fertige Resultat aufgetischt. Auch danach lässt die Geschichte vieles unbeantwortet. Andeutungen, die zuvor die Spannung ausmachten, wurden einfach fallen gelassen: Was hatten beispielsweise die Geschwister mit Tily zu tun? Da muss doch mehr dahinter stecken. Auch die Eltern von Tily kamen mir zu kurz.

Unterm Strich fand ich das Buch sehr nett, es liest sich fliessend und ist nicht langweilig. Allerdings hätte man viel mehr aus der Geschichte rausholen können, weiterschreiben oder die Figuren und Details vertiefen. Somit ist das, was vorhanden ist nicht schlecht, nein ich mochte es sehr gerne lesen. Aber man sieht auch das Potential, woraus aber leider zu wenig gemacht wurde...

An dieser Stelle auch ein grosses und liebes Dankeschön an das Team von wasliestdu.de für das von ihnen zur Verfügung gestellte Freiexemplar! Ich freute mich riesig, gewonnen zu haben und auch die gemeinsame Leserunde gefiel mir sehr.
 

3,5 / 5 Sterne