Rezension

Überaus gelungen, wenn auch anders als der Vorgänger

Straße nach Nirgendwo - Nele Löwenberg

Straße nach Nirgendwo
von Nele Löwenberg

Bewertet mit 4 Sternen

Als damals "Sommer der Wahrheit " erschien, hat mich das Schicksal der Sheridan Grant ziemlich ergriffen und ich hatte sehr gehofft, daß es einen Nachfolger geben würde.
Und jetzt ist es endlich so weit.
Es beginnt mit einem Massaker, das Sheridans Bruder Esra auf seine Familie verübt.
Es gibt viele Todesfälle zu beklagen und vor Sheridan liegt ein steiniger Weg voller Schmerz und Qual.
Denn ihre verhasste Adoptivmutter macht ihr das Leben schwer und schreckt vor nichts zurück.
Einzig Detective Jordan Blystone glaubt an sie.
Wird sie jemals glücklich werden?
Und wird die Gerechtigkeit siegen?

Der Einstieg gelang ohne Probleme, hilfreich war hierbei, daß man immer wieder Rückblicke auf den ersten Band erhält.
Gerade der erste Teil war von ziemlich viel Schmerz, Qual und Leid durchzogen.
Ich habe jede Sekunde mit Sheridan mitgezittert und mitgefiebert.
Es gab Stellen im Buch, da traten mir immer wieder Tränen in die Augen, teils vor Schmerz, aber auch vor Rührung.
Ihr Schicksal geht unheimlich zu Herzen und es ist grauenvoll zu lesen, was dieses Massaker für Folgen nach sich zieht.
Aber es zeigt auch wie beinflussbar Menschen sind.
Denn letztendlich hört man nur das was man hören will, die Sensationsgier kennt hierbei keine Grenzen.
Ich war fassungslos und schockiert was da passierte und wer oder was alles aus den Löchern gekrochen kam.
Aber dieser Aspekt behandelt nur einen kleinen Teil des Buches.
Wir verfolgen hier vier Jahre den Weg von Sheridan.
Sie wird dabei erwachsen und wächst an ihren Erfahrungen.
Es waren Jahre voller Schmerz, Glück, aber auch von Entbehrung und Einsamkeit.
Ihr Weg hat mich unheimlich mitgenommen und man fragt sich irgendwann, was letztendlich mit ihr geschehen wird.
Aber nicht nur um Sheridan geht es hier.
Auch Detective Jordan Blystone hat eine sehr zentrale Rolle.
Ich habe ihn von Anfang an unglaublich in mein Herz geschlossen.
Er hat Humor, ist sympathisch, aber gerät immer wieder an die falschen Frauen.
Auch er wächst durch seine Erfahrungen über sich hinaus.
Seine Geschichte ist sehr ergreifend, aber auch ziemlich schmerzlich und schockierend.
Hierbei werden uns im Laufe des Buches immer wieder die Abgründe der menschlichen Seele offenbart und diese kennt wirklich keine Grenzen.
Es schockiert mich einfach immer wieder.
Man macht hier eine wahre Berg- und Talfahrt durch und die Emotionen tanzen dabei Achterbahn.
Die Autorin schafft es geschickt, den Leser bei seinen Emotionen zu packen.
Aber sie zeigt uns auch auf, worauf es letztendlich im Leben ankommt.
Durch einige unvorhergesehene Wendungen schafft es die Autorin, den Leser immer wieder in eine neue Richtung zu schicken.
Dadurch wird das ganze zu einer Reise ins Ungewisse.
Es gibt wundervolle Beschreibungen der Umgebungen, die mich in Atem hielten und alles lebendiger werden ließen.
Wir erfahren viele Hintergründe zentraler Personen, dadurch gewinnt das Buch einerseits ziemlich viel an Tiefe, aber andererseits wird es an einigen Stellen auch etwas langatmig.
Dennoch stört das den Lesefluss nicht.
Der Abschluss dieses Buches ist völlig anders, als ich es erwartet habe.
Was mir jedoch nicht so gut gefallen hat, es gab einfach zuviel Zufälle, dadurch wurde es etwas unglaubwürdig.
Der erste Band konnte mich auf eine völlig andere Weise mitreissen, aber dieser Band sticht vor allem durch Entwicklungen und Tiefgründigkeit heraus.
Die Charaktere wirken sehr authentisch und lebendig auf mich.
Sie sind unheimlich liebevoll gestaltet und dadurch entwickelt man automatisch eine Beziehung zu ihnen.
Die Handlung ist gut durchdacht und besticht vor allem durch einige Wendungen. Am Ende laufen die ganzen losen Fäden zusammen und er ergibt sich ein schlüssiges Bild.

Hierbei erfahren wir die Perspektive von Jordan und Sheridan, was den beiden eine besondere Tiefe verleiht. Man kann ihre Handlungen und Gedanken stets gut nachempfinden.
Das Personenverzeichnis am Ende des Buches hat mir auch sehr gut gefallen.
Die Kapitel sind normal bis lang gehalten, man ist dennoch in einem Rutsch durch, weil dieses Buch unheimlich fesselt.
Der Schreibstil der Autorin ist unheimlich locker und leicht, aber auch ziemlich bildgewaltig.
Man fliegt förmlich durch das Buch.
Das Cover und auch der Titel sind gut zum Buch gewählt.

Fazit:
Der zweite Band um Sheridan Grant ist sehr gefühlvoll und  vielschichtig gestaltet.
Man gerät dabei in ein Wechselbad der Gefühle.
Überaus gelungen, wenn auch anders als der Vorgänger.
Eine klare Leseempfehlung.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen, weil es noch kleinere Schwächen gab.