Rezension

Überlebendshandbuch für dunkle Tage

Wie viel Leben passt in eine Tüte? - Donna Freitas

Wie viel Leben passt in eine Tüte?
von Donna Freitas

Nachdem Rose Mutter an Krebs erkrankt und schlussendlich den Kampf gegen die heimtückische Krankheit verloren hat, ist Rose am Boden zerstört. Doch ihre Mutter hat vorgesorgt und ein Überlebenspaket für Rose vorbereitet, das diese am Tag der Beerdigung findet. In dieser Tüte befinden sich die unterschiedlichsten Dinge, die alle auf Rose zugeschnitten sind und eine ganz spezielle Bedeutung für sie haben. Sie sollen ihr helfen, ins Leben zurückzufinden. Aber nicht nur diese Dinge geben ihr Kraft, sondern auch Will, der ebenfalls die Erfahrung machen musste, ein Elternteil an den Krebs zu verlieren. Dies ist der beginn einer wunderschönen Liebesgeschichte.

Wie viel Leben passt in eine Tüte ist die Geschichte eines Mädchens, das nach dem Tod seiner Mutter ins Leben zurückfinden muss. Bei der Reise, die sie zurücklegt, findet sie nicht nur Liebe und Freundschaft, sondern lernt auch mit ihrer Trauer umzugehen. Rose ist ein sympathisches Mädchen, mit dem ich mitgelitten habe. Auch ich bin bereits mit Krebs vertraut und habe einen Menschen an diese Krankheit verloren, auch wenn ich zu der Zeit noch sehr jung war und die Erinnerungen schon verblassen. Umso mehr konnte mich die Geschichte berühren, da ich schnell eine Verbindung zu Rose aufbauen konnte. Jeder muss in seinem Leben die Erfahrung machen, wie es ist, einen Menschen zu verlieren und dieses Buch ist in diesem Fall so etwas wie ein kleines Überlebendshandbuch, das durch die dunkle Phase der Trauer hilft. Es erinnert daran, dass es die kleinen Dinge sind, die zählen und das man sich nicht der Welt gegenüber verschließen sollte, sondern seine Energie nutzen kann, um aus der Trauer Freude und Mitgefühl zu machen. Aus jedem Verlust kommt etwas Neues hervor und diese Nachricht konnte mir das Buch gut vermitteln. Es brauchte erst den Tod ihrer Mutter, bis Rose auf Will aufmerksam wurde, obwohl dieser eigentlich schon ewig als Gärtner bei der Familie tätig war. Durch den gemeinsamen Verlust, den beide hinnehmen mussten, haben sie eine Beziehung zueinander aufgebaut und sind sich langsam näher gekommen. Die zärtliche Annäherung war schön zu beobachten. Willist ein sehr ruhiger Mensch. Diese Ruhe konnte er auf Rose übertragen und sie so von dem Unwetter in ihrem Herzen ablenken.
Auch die anderen Charaktere wie Rose Bruder, ihr Vater oder ihre Freundinnen konnten überzeugen und haben sie daran erinnert, dass sie nicht die einzige ist, die trauert. In seiner Trauer sollte man nicht egoistisch denken oder sich verkriechen, denn oft kann man leichter über den Verlust hinweg kommen, indem man gemeinsam Abschied nimmt.
Die Handlung war sehr ruhig und auch nicht sehr spannend, dafür aber berührend und authentisch. Die Geschichte wird über einen längeren Zeitraum erzählt - ein Jahr um genau zu sein - und so gab es immer wieder Zeitsprünge, so dass man sehen konnte, wie weit die Charaktere bereits über den Tod hinweggekommen sind. Besonders gut gefällt mir, dass Roses Liebe für die Musik und wie sie ihr bei ihrer Trauer hilft, thematisiert wird und sich wie ein roter Pfaden durch die Geschichte zieht. Die einzelnen Kapitel tragen beispielsweise Titel von Liedern, die Rose gerne hört oder die ihr viel bedeuten.