Rezension

Verstrickungen in Schuld

Helle Tage, dunkle Schuld -

Helle Tage, dunkle Schuld
von Eva Völler

Bewertet mit 4 Sternen

„….Carl ging mehrmals um die Tote herum und betrachtete sie aus jedem nur möglichen Blickwinkel...“

 

Noch einem Prolog, der im April 1945 spielt, beginnt mit obigen Satz die eigentliche Handlung im Jahre 1948. Die Tote hieß Adelheid Hoffmann. Noch war unklar, ob sie aus dem Fenster ihres Hauses gestürtzt war oder ob jemand nachgeholfen hat.

Die Autorin hat einen spannenden Roman geschrieben, der historische Fakten mit einer Krimihandlung kombiniert. Die Geschichte spielt in Essen.

Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet. Er sorgt für einen hohen Spannungsbogen. Der ergibt sich nicht nur aus dem Kriminalfall, sondern auch aus den komplexen Beziehungen der Protagonisten. Nicht zuletzt bringen die gesellschaftlichen Verhältnisse einen weiteren Spannungseffekt.

Carl Bruns war bei der Polizei wieder eingestellt worden, nachdem er während des Krieges untertage gearbeitet hatte. Zu verdanken hatte er dies der Tatsache, dass sein Großvater Jude war. Sein damaliger Vorgesetzter hatte bewusst nicht darüber hinweggesehen.

Die Tote war die Mutter eines SS-Mannes, der wegen der Erschießung von Ostarbeitern zum Tode verurteilt worden war. Doch er konnte rechtzeitig untertauchen.

Als Erbe hat die Tote ihren Enkelsohn Emil eingesetzt, dessen Mutter mit ihm rechtzeitig vor dem gewalttätigen Vater geflohen war.

Carl macht sie ausfindig und trifft dabei auch auf ihre Schwester Anna, seine Jugendliebe.

Dann gibt es einen weiteren Toten. Wieder ist Carl der ermittelnde Beamte. Der Pathologe weißt ihn auf eine Besonderheit hin.

 

„...Dieser Mann war bei der Waffen-SS. Kommt mir immer wieder unter. Manche brennen es sich weg, andere benutzen ein Messer. Der hier hat es mit dem Messer gemacht, nicht besonders filigran. Weg mit Schaden, würde ich sagen...“

 

Neben der vielschichtigen Handlung geht es in dem Buch auch um die Schuldfrage. Nicht nur, dass Carl seine alten Kollegen auf dem Revier wieder trifft, selbst sein ehemaliger Vorgesetzter setzt alle Hebel in Bewegung, um erneut eingestellt zu werden. Seine Chancen stehen gut.

Die wirtschaftlichen Verhältnisse sind immer noch schwierig. Das war auch der Grund, dass Frieda, Emils Mutter, mit ihren Schwestern nach Essen zurückgekommen und in die Wohnung ihrer Schwiegermutter gezogen ist.

 

„...Trotz der jahrelangen leidvollen Erfahrung fiel es den Leuten immer noch schwer, die entsetzliche Grundregel hinter der Rationierung zu begreifen: Auf den Lebensmittelmarken standen keine Mindest-, sondern Höchstmengen. Weniger ging immer...“

 

Es bleibt aber bei Frieda die Angst, dass ihr Mann plötzlich auftauchen könnte. Die Polizei vermutet, dass er für den Tod seiner Mutter verantwortlich ist.

Das Nachwort trennt Realität von Fiktion.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es wird deutlich, dass Recht und Gesetz ein noch sehr fragiles Gut waren.