Rezension

Vertraust du mir?

No und ich - Delphine de Vigan

No und ich
von Delphine de Vigan

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Die 13-jährige, hochbegabte Lou lebt mit ihren Eltern in Paris. In der Schule wählt sie ein brisantes Thema für ein Referat aus: Auf der Straße lebende Frauen. - Dadurch lernt sie 18-jährige No kennen, die von Zuhause weggelaufen ist und nun schon seit einiger Zeit auf der Straße lebt. Lou "interviewt" No, sie treffen sich immer wieder und Lou bekommt immer mehr das Gefühl, dass sie No helfen möchte, Lou möchte bei No sein, sie von der Straße holen, sie retten. - Doch wird ihr das gelingen? Wird No das überhaupt zulassen?

Meine eigene Meinung:

Lou, die einen IQ von 160 hat, zwei Schulklassen übersprungen hat und viele Experimente durchführt, weiß zwar viele Fakten und Tatsachen und hat einen ganz besonderen Bezug zu Wörtern, ist jedoch, was das Leben an sich betrifft, noch ganz "grün hinter den Ohren", ja sie ist sogar unfähig, sich ihre Schnürsenkel zuzubinden. Aber eines besitzt Lou in hohem Maße: Empathie. - Und das macht sie für mich wahnsinnig liebenswert. Mit so einer enormen Hingabe und Geduld hat sie sich um die schwierige No gekümmert. Diesen Willen, alles dafür zu tun, um No zu helfen, fand ich bemerkenswert.
Für mich war es spannend, mitzuverfolgen, wie No und Lou zueinander fanden, wie Lou scheinbar wieder von No verlassen wurde und aber genau dadurch etwas ganz essenzielles für's Leben gelernt hat.

Ein faszinierender Roman voller Einfühlungsvermögen, Liebe, Vertrauen, Verständnis und unendlicher Hingabe, aber auch Traurigkeit, Verstoßung, Angst, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Schweigen und Schwermut haben darin ihren Platz.

"No & ich" ist für mich ein Roman, zum Nachdenken für ruhige Stunden, der 5 Sterne redlich verdient hat.