Rezension

Vom Dorftrottel zum Dorfhelden

Kalmann -

Kalmann
von Joachim B. Schmidt

Bewertet mit 4 Sternen

Ein unfreiwillig komischer Held, der sich als "Sheriff von Raufarhövn" sieht - - eine tiefsinnige und berührende Geschichte

Ich habe schon lange eine Sympathie für Island und da mich Cover und Klappentext sofort angesprochen haben, entschied ich mich für dieses Buch.
Kalmann ist Mitte Dreißig und leicht behindert. Er ist langsam im Denken, sein Handeln wird von einer Routine, die er bei seinem Großvater abgeschaut hat, bestimmt. Seine Leidenschaften sind Jagen und Fernsehen. Als er eine große Blutlache in der Nähe einer Touristenattraktion entdeckt, kommt Leben in das verschlafene Dorf Raufarhövn. Eine prominente Person des Dorfes wird vermisst und natürlich liegt der Verdacht nahe, dass das Blut vom Vermissten stammt.
Im Verlauf der Handlung erfahren wir viel über die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nöte des kleinen Fischerdorfes. Das fand ich sehr interessant und auch stellenweise bedrückend.
Stellenweise hatte ich das Gefühl, die Geschichte plätschert so dahin, aber mit der Zeit habe ich mich an die Erzählweise und Stimmung gewöhnt. Alles wird aus der Sicht von Kalmann, der für mich leicht autistische Züge hat, erzählt. Das hatte einen eigenen Charme.
Von der Kurzbeschreibung her habe ich mehr Krimihandlung erwartet. Ich habe gedacht Kalmann wird den Fall auf seine eigene Art lösen. Die Handlung entwickelt sich aber in eine ganz eigene Richtung, die für mich auch passend war.
Wer einen typisch nordischen Krimi erwartet, wird enttäuscht sein. Dieses Buch lebt von der Beschreibung der Natur und der Gegend und den Gedanken von Kalmann.
Ich habe das Buch gerne gelesen und einiges über das Leben im isländischen Norden gelernt.